Frankfurt a.M., Port-au-Prince (epd). Mindestens fünf Kinder pro Woche werden in Haiti laut „Save the Children“ aufgrund der Bandenkriminalität verletzt oder getötet. Entweder sie gerieten zwischen die Fronten bei Kämpfen zwischen den bewaffneten Gruppen und den Sicherheitskräften oder ihre Nachbarschaft werde angegriffen, teilte die Kinderrechtsorganisation am Dienstag mit. Im ersten Halbjahr seien laut den Vereinten Nationen 131 Kinder verwundet oder getötet worden, darunter auch Babys. Die tatsächliche Zahl sei wahrscheinlich sehr viel höher.
Einige Mädchen und Jungen wurden demnach von verirrten Geschossen verletzt oder getötet, andere, weil ihnen vorgeworfen wurde, rivalisierende Banden oder die Polizei zu unterstützen. Weitere Kinder seien wegen geringen Straftaten gelyncht worden.
„Es fehlen uns die Worte angesichts des unvorstellbaren Leidens der Kinder in Haiti“, erklärte die Landesdirektorin von „Save the Children“, Chantal Sylvie Imbeault. „Ganze Stadtviertel wurden niedergebrannt, Geiselnahmen und sexualisierte Gewalt sind an der Tagesordnung, und Kinder werden direkt angegriffen oder geraten zwischen die Fronten.“ Und das wahre Ausmaß sei wahrscheinlich schlimmer als die bestätigten Zahlen.
Haiti leidet seit Jahrzehnten unter einer schweren ökonomischen und politischen Krise. Bis zu 200 kriminelle Banden terrorisieren nach UN-Angaben die Bevölkerung und kontrollieren weite Teile des Landes, auch dank eines florierenden Waffenschmuggels aus den USA. Die seit Juni amtierende Übergangsregierung versucht, die Sicherheitskräfte des Karibikstaates neu aufzustellen. Hilfe soll sie von 400 kenianischen Polizisten erhalten, einem ersten Kontingent von geplant 1.000 Kräften einer von den UN unterstützten Mission.