Nürnberg (epd). Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat im vergangenen Jahr nach einem Einbruch während der Corona-Pandemie wieder zugenommen. 489.182 Menschen hatten zum Stichtag 30. September 2023 einen Ausbildungsvertrag neu abgeschlossen, 14.000 mehr als ein Jahr zuvor. Diese Zahl nannte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg unter Verweis auf Zahlen des Berufsbildungsberichts 2024.
Gleichwohl sei bei der Ausbildung das Vor-Krisen-Niveau noch nicht wieder erreicht. Der Anteil der angebotenen, aber nicht besetzten Ausbildungsplätze befinde sich auf einem Rekordhoch, hieß es in einer Mitteilung des Forschungsinstituts, das am Dienstag eine Studie zum Thema Ausbildung veröffentlichte: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Lehrstellen blieb 2023 unbesetzt, so viele wie nie zuvor.
Im Jahr 2010 blieben den Angaben zufolge noch 15 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt. Im vergangenen Jahr hatten Betriebe in Westdeutschland etwas weniger Probleme, Lehrlinge zu finden, als Unternehmen in Ostdeutschland. Kleinere Betriebe taten sich bei der Suche nach Erkenntnissen des Instituts schwerer als größere Ausbildungsbetriebe. Großbetriebe beklagten dabei deutlich häufiger einen Mangel an geeigneten Bewerbungen, kleinere Betriebe dagegen eher eine insgesamt zu geringe Zahl an Bewerbungen.
Die größten Rekrutierungsprobleme hätten im vorigen Jahr das Baugewerbe und die sogenannten personennahen Dienstleistungen gehabt, zu denen etwa Friseure gehören. Fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze sei hier unbesetzt geblieben. In der Gastronomie, 2022 noch die Branche mit den meisten unbesetzten Ausbildungsplätzen, scheine sich die Lage aktuell etwas zu entspannen. Zwar seien mit einem Anteil von 38 Prozent immer noch überdurchschnittlich viele Lehrstellen vakant, doch sei die Nichtbesetzungsquote gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozentpunkte gesunken, hieß es weiter.
Insgesamt sei jedoch festzuhalten, „dass die Rekrutierungsprobleme nahezu alle Segmente des Ausbildungsmarkts erreicht haben, in denen es zu Beginn der 2010er Jahre noch kaum Besetzungsprobleme gab“, erklärte das Forschungsinstitut der Arbeitsagentur. Die Forscherinnen und Forscher wiesen außerdem darauf hin, „dass einem steigenden Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen eine ebenfalls wachsende Zahl an Jugendlichen gegenübersteht, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos bleiben“.
Im Jahr 2022 hätten fast 2,9 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss gehabt. Damit hat fast jeder fünfte junge Mensch in dieser Altersgruppe (19 Prozent) keinen abgeschlossenen Berufsabschluss. Unter Verweis auf den aktuellen Berufsbildungsbericht hieß es, überwiegend umfasse diese Gruppe gering qualifizierte Personen, die ein höheres Risiko für Langzeitarbeitslosigkeit aufwiesen.
Die Erhebung beruht auf dem Betriebspanel des Instituts, einer repräsentativen jährlichen Befragung von rund 15.000 Betrieben aller Größen und Branchen.