Studie: Große Spannbreite bei tariflichen Vergütungen für Azubis

Studie: Große Spannbreite bei tariflichen Vergütungen für Azubis

Düsseldorf (epd). Bei den tariflichen Vergütungen für Auszubildende bestehen laut einer Studie je nach Branche, Region und Ausbildungsjahr große Unterschiede. So werden im ersten Ausbildungsjahr die höchsten Ausbildungsvergütungen mit 1.341 Euro für die Pflegekräfte gezahlt, die unter die Tarifverträge des Öffentlichen Dienstes für Bund und Kommunen fallen, die niedrigsten mit 710 Euro für Auszubildende im Friseurhandwerk in Nordrhein-Westfalen, wie das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Das WSI hatte im Rahmen der Studie 20 Tarifbranchen auf die Ausbildungsvergütungen untersucht.

Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Vergütungen in vielen Tarifbranchen überdurchschnittlich gestiegen sind. Dieser bereits seit einigen Jahren festzustellende Trend habe sich auch im Ausbildungsjahr 2023/2024 fortgesetzt, sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. „Tarifbranchen, in denen weniger als 1.000 Euro im Monat gezahlt wird, werden angesichts des bestehenden Fachkräftemangels immer weniger.“

Die höchsten Zuwächse konnten mit jeweils 22,7 Prozent die tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr 2023/24 im ostdeutschen Bauhauptgewerbe sowie der baden-württembergischen Textilindustrie erzielen. Ebenfalls um mehr als 20 Prozent angehoben wurden die Ausbildungsvergütungen in der ostdeutschen Süßwarenindustrie, dem brandenburgischen Einzelhandel und bei der Deutschen Bahn AG. In zehn Tarifbereichen stiegen die Ausbildungsvergütungen zwischen zehn und 20 Prozent und in weiteren neun Tarifbereichen zwischen fünf und zehn Prozent.

In vier Tarifbranchen hat es seit Beginn des Ausbildungsjahres 2023 noch keine Erhöhung gegeben. Dazu zählen nach Angaben des WSI etwa die Süßwarenindustrie von Nordrhein-Westfalen und die westdeutsche Floristik, die sich in laufenden oder bald beginnenden Tarifverhandlungen befinden. Im Öffentlichen Dienst der Länder ist hingegen bereits eine weitere Anhebung der Ausbildungsvergütungen für November 2024 vereinbart.

In zwölf der 20 untersuchten Tarifbranchen liegen die Vergütungen den Angaben zufolge im ersten Ausbildungsjahr mittlerweile oberhalb von 1.000 Euro pro Monat. Oberhalb von 1.200 Euro werden im ersten Ausbildungsjahr neben den Pflegeberufen des öffentlichen Dienstes im privaten Bankgewerbe, in der Deutschen Bahn AG sowie im Öffentlichen Dienst gezahlt.

Zu den Tarifbranchen mit niedrigen Ausbildungsvergütungen von unter 900 Euro gehören die Landwirtschaft (Mecklenburg-Vorpommern: 873 Euro, Nordrhein: 830 Euro), das Backhandwerk (860 Euro) und die westdeutsche Floristik (800 Euro). Das Schlusslicht bildet das Friseurhandwerk von Nordrhein-Westfalen.?