Santiago de Chile, La Paz (epd). In mehreren Landesteilen Boliviens haben am Dienstag (Ortszeit) Transportunternehmer und Gewerkschaften gegen einen seit zwei Wochen andauernden Treibstoffmangel protestiert. Allein in der Provinz von Oruro auf der Hochebene in den Anden soll es laut offiziellen Angaben mehr als zwölf Straßenblockaden gegeben haben. Die wichtigste Verbindungsstraße zum Regierungssitz La Paz war zeitweise versperrt.
Dort demonstrierten Gewerkschaften und Genossenschaftler, die ein rasches Eingreifen der Regierung forderten. Die Regierung warf den Demonstranten ihrerseits vor, durch die Blockaden das Problem nur noch zu verschlimmern und sich einer gemeinsamen Suche nach einer Lösung zu entziehen.
Nach Angaben des staatlichen Ölkonzerns YPFB hat vor allem schlechtes Wetter im chilenischen Hafen von Arica zu dem akuten Treibstoffmangel geführt. Drei russischer Öltanker könnten nicht entladen werden. Die Regierung gestand zusätzlich ein, dass ein Mangel an Dollar den Lieferengpass vergrößere und bat das Parlament darum, einen Kredit für den Kauf von weiterem Treibstoff zu bewilligen.
Nach Angaben der Transportunternehmen warten Lastwagen derzeit bis zu einem Tag, um an einer Tankstelle befüllt zu werden. Busverbindungen sind teilweise eingestellt, während die Landwirtschaft vor einem Engpass in der Lebensmittelversorgung warnt.
Der Präsident der bolivianischen Produktions- und Handelskammer, Jean Pierre Antelo, sagte derweil, dass der Dollar-Mangel zu einer schweren Wirtschaftskrise führen könne. Nach Jahrzehnten des Aufschwungs stagnierte in den vergangenen Jahren die Wirtschaft von Bolivien, während die Staatsverschuldung stark anstieg. Trotz großer Gas- und Ölreserven muss das Land Treibstoff importieren, der zusätzlich subventioniert wird.
Politisch ist das Land gespalten, die Opposition wirft der Regierung von Präsident Luis Arce autoritäre Züge vor. Zugleich blockiert sich die Regierungspartei Movimiento al Socialismo (MAS) derzeit aufgrund eines Flügelkampfes zwischen den Anhängern von Arce und jenen von Ex-Präsident Evo Morales selbst.