Frankfurt a.M. (epd). In der katholischen Kirche gibt es Kritik an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris. Der Sportbischof der deutschen katholischen Bischofskonferenz, Stefan Oster, erklärte, das „queere Abendmahl“ sei ein „Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig“ gewesen. Bei der Feier war Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“ unter anderem von Dragqueens nachgestellt worden. Die französische Bischofskonferenz sprach von einer „Verhöhnung und Verspottung des Christentums“. Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, riet zu einer differenzierten Sichtweise.
Selbstverständlich sei die Darstellung durch die Kunstfreiheit abgedeckt, sagte der rheinische Präses dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag. Allerdings hätte er sich mehr wertschätzende Sensibilität gegenüber gelebter Religion gewünscht.
Da Vincis Bild vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigt Jesus und die zwölf Apostel am Vorabend der Kreuzigung Jesu. An der Nachstellung bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am Freitagabend hatten queere Personen und Dragqueens teilgenommen - sowie ein weitgehend nackter römischer Gott Bacchus.
Latzel betonte, „dass queere Menschen selbstverständlich zur Kirche Jesu Christi gehören und die Teilnahme am Abendmahl an keine menschliche Voraussetzung gebunden ist, auch nicht an irgendeine sexuelle Orientierung.“ Insofern verstehe er die Aussage auch nicht als „blasphemisch“, sondern als „Ausdruck einer religiösen Emanzipation, vor allem angesichts einer schuldhaften Diskriminierung von queeren Menschen gerade auch aus religiösen Gründen“.
Die Darstellung eines weitgehend nackten Bacchus sei jedoch problematisch und „schlechte Kunst“. „Durch diese Kombination wird das Abendmahl zu einem sexualisierten Trinkgelage einer völlig anderen, antiken Gottheit“, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Hier zeigt sich die Haltung einer bestimmten Form der Laizität, der es nicht um Freiheit für die Religion, sondern nur um eine negative Freiheit von der Religion und um eine religiös ideologisierte Überhöhung von Sexualität geht.“
Die französische katholische Bischofskonferenz hatte am Samstag zwar gelobt, dass die Eröffnungsfeier der Welt wunderbare Momente der Schönheit und der Freude beschert habe. Ohne da Vincis Bild direkt zu erwähnen, erklärte sie aber: „Heute Morgen sind unsere Gedanken bei den Christen aller Kontinente, die von der Maßlosigkeit und der Provokation einiger Szenen verletzt wurden.“
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, riet zur Gelassenheit: „Es war eine große, bildreiche und mit Klischees spielende Show. Zu viel sollte man nicht in sie hineinlesen. Die Zukunft des Christentums wird andernorts entschieden“, erklärte der Theologe auf epd-Anfrage.