Berlin (epd). Mehrere Hunderttausend Menschen haben am Samstag in Berlin am 46. Christopher-Street-Day (CSD) teilgenommen. Die Demonstration stand unter dem Motto „Nur gemeinsam stark - Für Demokratie und Vielfalt“. Damit sollte ein klares Zeichen für Demokratie und gegen das Erstarken der extremen Rechten gesetzt werden, teilten die Veranstalter mit. Zugleich betonten sie ihre Forderung nach einer Ergänzung des dritten Grundgesetzartikels um queere Menschen. Ein Polizeisprecher sprach am Sonntag von rund 250.000 Teilnehmern und einem überwiegend friedlichen Verlauf.
An dem knapp acht Kilometer langen Umzug beteiligten sich mehr als 70 bunt geschmückte Wagen verschiedener Initiativen und Unternehmen sowie zahlreiche Menschen zu Fuß. Die Evangelische Kirche in Berlin war mit einem Truck vertreten. Bei der Abschlusskundgebung am Abend an der Siegessäule trat als musikalischer Höhepunkt Herbert Grönemeyer auf.
Am Potsdamer Platz soll eine Gruppe von knapp zwei Dutzend Neonazis versucht haben, zur CSD-Parade zu gelangen. Dies sei von der Polizei unterbunden worden. Insgesamt waren am Samstag rund 1.200 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Eröffnet wurde der CSD am Mittag unter anderem von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Sie forderte unter Verweis auf zunehmende Gewalt gegen sexuelle Minderheiten mehr Solidarität mit den betroffenen Gruppen: „Wir stehen gemeinsam für Vielfalt und gegen jede Form von Ausgrenzung und Hass.“ Das im April vom Bundestag verabschiedete Gesetz über die Selbstbestimmung beim Geschlechtereintrag nannte Paus einen Meilenstein für die Menschenrechte von transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen- und nichtbinären Personen in Deutschland. Vor dem Start der Demonstration wurde am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Homosexuellen an die Opfer erinnert.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zur Verteidigung von Vielfalt und Toleranz in der Gesellschaft auf. „Berlin ist und bleibt die Stadt der Freiheit und der Menschenrechte“, betonte er: „Wir werden unsere Werte wie Vielfalt, Respekt und Toleranz verteidigen.“ Er betonte, die Stadt stelle sich konsequent gegen Homophobie, Hasskriminalität, Ausgrenzung und Gewalt.
Wegner sollte ursprünglich die Eröffnungsrede beim CSD halten. Nach Forderung der Veranstalter nach einer Bundesratsinitiative Berlins zur Aufnahme queerer Menschen ins Grundgesetz - unter anderem in Artikel 3 - lehnte er aber ab, mit der Begründung, dass er sich nicht unter Druck setzen lasse. Wegner nahm dennoch am CSD teil.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.