Frankfurt a.M. (epd). Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat mit Blick auf den Wohnraummangel in Ballungszentren zum Umzug in kleinere Orte ermuntert. Homeoffice und Digitalisierung böten mittlerweile ganz neue Möglichkeiten für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum, sagte Geywitz der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Die Ministerin und der Deutsche Städte- und Gemeindebund betonten zugleich, die dortige Infrastruktur müsse aber auch leistungsfähig genug sein.
„Aufgehen wird die Strategie nur, wenn das Leben jenseits der Metropolen nicht als Notfalllösung wahrgenommen wird“, erklärte Geywitz. „Es wird da viel schwarz-weiß gemalt, die Metropole wird gegen das fast verwaiste Dorf mit einer einzigen Bushaltestelle gestellt.“ Gerade in kleinen und mittelgroßen Städten sei das Potenzial groß, „weil es da auch Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte gibt“. Die Ministerin kündigte an: „Wir werden Ende des Jahres eine Strategie gegen den Leerstand vorlegen.“
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, André Berghegger, betonte dagegen, der Verweis auf Homeoffice-Potenziale und digitale Angebote allein reiche bei weitem nicht aus, um Menschen zum Umzug in ländliche Regionen zu bewegen. Dort fehle es häufig an Breitband, Nahverkehrsangeboten, Ärzten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten sowie Sport- und Freizeitangeboten.
„Es fehlen Finanzmittel, um die Infrastrukturen auch nur zu erhalten“, sagte der Verbandsfunktionär den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Um dauerhaft gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, „müssen auch die notwendigen Gelder bereitgestellt werden“.