Göttingen (epd). Käse ohne Milch - ein Großteil der Kunden in Deutschland würde einer Studie zufolge ein solches mit alternativen Verfahren hergestelltes Produkt akzeptieren. „Unsere Studie zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland offen für Käse aus Präzisionsfermentation sind, wenn sie über die Vorteile und die hohe Qualität des Produkts informiert werden“, sagte die Erstautorin Sarah Kühl von der Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Universität Göttingen am Montag.
Aktuell arbeiten Unternehmen und Institute laut der Uni an biotechnologischen Verfahren zur Herstellung von Milchprodukten, für die keine Kühe zum Einsatz kommen. Bei der Präzisionsfermentation werden demnach mit Bakterien, Hefen oder anderen Pilzen Ei- und Milchproteine hergestellt. Daraus entstünden dann Lebensmittel wie Milch oder Käse mit vertrautem Geschmack und Textur. Befürworter versprächen sich so eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion, weil nährstoffreiche Proteine mit wenig Ressourcen produziert werden könnten. Die Mikroorganismen müssten allerdings für die Produktion gentechnisch verändert werden.
Für die Studie, die in Zusammenarbeit mit der LI Food - Landesinitiative Ernährungswirtschaft Niedersachsen und dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik entstand, wurden den Angaben zufolge rund 2.000 Menschen online befragt. Insbesondere die konstant hohe Qualität der Produkte sowie Vorteile im Bereich Umwelt und Tierwohl erhöhen demnach die Bereitschaft, einen solchen Käse zu probieren.
Dass jedoch Landwirtinnen und Landwirte ihre Einkommensquelle verlieren oder große Unternehmen zu viel Macht auf dem Markt ausüben könnten, sind laut Studie die größten Kaufhemmnisse. Auch die technologisch notwendigen gentechnischen Veränderungen der Mikroorganismen für den Produktionsprozess minderten den Appetit auf die Alternative. Entsprechende Produkte sind laut der Uni in den USA bereits auf dem Markt. Eine Zulassung in Deutschland und der Europäischen Union stehe noch aus.