Berlin (epd). Die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG) hat in den vergangenen beiden Monate einen enormen Anstieg häuslicher Gewalt festgestellt. Mit insgesamt 895 Anrufen im Mai und 814 im Juni verzeichnete die BIG-Hotline die höchsten Anrufzahlen außerhalb der Corona-Zeit, wie Geschäftsführerin Doris Felbinger am Montag mitteilte.
Für mehr als drei Viertel der Anruferinnen, die sich in akuter Gefahr befanden, habe kein Schutzplatz in Berlin vermittelt werden können. Felbinger kritisierte vor allem eine fehlende Finanzierung für zusätzliche Schutzplätze. Der Landesaktionsplan enthalte nicht wie in anderen Bundesländern konkrete Zahlen. Zudem fehlten Gelder für die Prävention.
Die Koordinatorin der BIG-Hotline, Sama Zavaree, betonte, „die Situation verschärft sich“ und sei für ihre Mitarbeiterinnen kaum noch tragbar: „Während wir letztes Jahr noch davon sprachen, dass jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird, stirbt inzwischen jeden zweiten Tag eine Frau.“
Bekannt sei, dass im Sommer die Anrufzahlen generell ansteigen. „Häusliche Gewalt macht keine Ferien“, unterstrich Zavaree. „Im Gegenteil: Jedes Jahr im Sommer beobachten wir einen erhöhten Andrang an der Hotline.“ Die Ferienzeit bedeute leider nicht für alle Erholung.