Menschenrechtler: Kinder in El Salvador Opfer von staatlicher Gewalt

Menschenrechtler: Kinder in El Salvador Opfer von staatlicher Gewalt

Frankfurt a.M., San Salvador (epd). In ihrem Kampf gegen bewaffnete Banden verübt die Regierung in El Salvador laut Human Rights Watch Gewalt auch gegen Kinder. Das geht aus einem Bericht der Menschenrechtsorganisation hervor, der am Dienstag in der Hauptstadt San Salvador veröffentlicht wurde. Seit Ausrufung des Ausnahmezustands im März 2022 würden Mädchen und Jungen aus einkommensschwachen Gruppen willkürlich festgenommen, misshandelt, gefoltert und missbraucht. Viele von ihnen fielen zuerst den kriminellen Banden zum Opfer und dann erneut staatlicher Gewalt durch Sicherheitskräfte.

„Kinder aus besonders gefährdeten Gemeinschaften in El Salvador tragen die Hauptlast der willkürlichen Sicherheitspolitik und leiden unter ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen“, kritisierte die Amerika-Direktorin von Human Rights Watch, Juanita Goebertus. Sie rief die Regierung auf, das übergriffige Vorgehen gegen Kinder zu beenden und für den Schutz von Minderjährigen zu sorgen. Seit März 2022 sind dem Bericht zufolge etwa 3.000 Kinder inhaftiert und rund 1.000 verurteilt worden, meist wegen Mitgliedschaft in einer der berüchtigten kriminellen Banden, die in dem mittelamerikanischen Land Angst und Schrecken verbreiten.

Kinder in Gewahrsam werden demnach in überfüllten Einrichtungen festgehalten, teilweise mit Erwachsenen zusammen, ohne ausreichend Essen und Gesundheitsversorgung. Zugleich werde ihnen in vielen Fällen der Kontakt zu ihren Familien oder einem juristischen Beistand verweigert. Viele Minderjährige würden in unfairen Verfahren wegen aufgebauschter Anschuldigungen verurteilt und teilweise mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft. Für den Bericht hat Human Rights Watch nach eigenen Angaben Interviews mit mehr als 90 Menschen geführt, darunter Opfer von Gewalt, Angehörige, Anwälte, Zeugen, Polizisten, Lehrkräfte, frühere Regierungsbeamte und Journalisten.

Präsident Nayib Bukele geht seit seinem Amtsantritt 2019 massiv gegen die Banden vor. Dabei nimmt er gravierende Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Nach offiziellen Zahlen ist die Mordrate 2023 auf 2,4 pro 100.000 Einwohner gesunken nach einem Höchststand von 106 Getöteten auf 100.000 Einwohnern im Jahr 2015. Human Rights Watch zufolge lassen sich die Zahlen jedoch wegen der Manipulation von Daten nicht überprüfen.