Zahlreiche Teilnehmer bei CSD in Pirna

Zahlreiche Teilnehmer bei CSD in Pirna
Nach Anfeindungen wurde bundesweit für den Christopher Street Day in Pirna geworben. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung setze mit seiner Anwesenheit ein Zeichen der Solidarität. Die Polizei sprach von einem störungsfreien Verlauf.

Pirna (epd). Zum diesjährigen Christopher Street Day (CSD) haben sich am Samstag im sächsischen Pirna zahlreiche Menschen versammelt. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne) sprach auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd) von einigen Tausend Teilnehmern. Es sei die bislang größte Veranstaltung dieser Art in Pirna gewesen.

Lehmann sagte, es sei wichtig, kleinere CSDs in Ostdeutschland zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Das sei besonders erforderlich in Zeiten von Anfeindungen von Rechtsextremen und religiösen Extremisten gegen queere Menschen. Deshalb sei er nach Pirna gekommen. Der Begriff „queer“ wird als Bezeichnung für Menschen gebraucht, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intersexuell ansehen.

Bei der Eröffnung des CSD hieß es, queere Menschen hätten es abseits der großen Städte noch nie leicht gehabt. Das gelte vor allem dann, wenn sie sich so zeigten, wie sie wirklich seien und wenn sie sich nicht mehr verstellen wollten. Unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ sollte mit dem Christopher Street Day weit über die Stadtgrenzen hinaus ein Zeichen für Demokratie und Toleranz gesetzt werden, wie der Verein CSD in Pirna mitteilte.

Die Polizei sprach auf Anfrage von einem störungsfreien Verlauf. Es habe keine Straftaten und keine Vorfälle gegeben. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, Lehmann, betonte, auf dem Marktplatz von Pirna habe es ein sehr gutes Sicherheitskonzept mit Kontrollen gegeben. Anreisende Teilnehmer hätten jedoch von Bedrohungen und Beschimpfungen außerhalb des Veranstaltungsorts berichtet. Der Queer-Beauftragte würdigte ferner das Verhalten der evangelischen Kirchgemeinde, die an der Marienkirche eine Regenbogenfahne gehisst hatte.

Unterstützung bekam der Pirnaer CSD-Verein von der Kölner Dragqueen Meryl Deep. Sie organisierte eine „Tour für Toleranz“ in Form einer Busfahrt mit CSD-Fans von Köln nach Pirna.

In den sozialen Netzwerken rief Deep zu Solidarität auf. Pirna stehe stellvertretend „für die vielen Kleinstädte, wo Diskriminierung und Hass herrschen und keine Toleranz“, erklärte die Dragqueen: „Wir müssen unsere Demokratie jetzt schützen, damit wir weiterhin so bunt und vielfältig leben können.“

Vor wenigen Wochen hatte Pirna bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Der AfD-nahe Oberbürgermeister Tim Lochner (parteilos) hatte die evangelische Kirchgemeinde scharf kritisiert, weil sie an der Stadtkirche St. Marien eine Regenbogenfahne gehisst hatte. Anlass war der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai. Lochner hatte es abgelehnt, aus diesem Anlass am Pirnaer Rathaus wie üblich eine Regenbogenfahne wehen zu lassen. Auf das Vorgehen der Kirchgemeinde reagierte der Oberbürgermeister mit NS-Vergleichen.