Freiburg (epd). Caritas International sieht die angekündigten Kürzungen im Bundeshaushalt bei humanitärer Hilfe und Entwicklungshilfe mit großer Sorge. „Die Kürzungen von heute sind die Krisen von morgen“, sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller, am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2023 in Freiburg. Angesichts der wachsenden Zahl an Kriegen und Krisen sei es ein vollkommen falsches Signal, jetzt die Mittel zu kürzen.
„Die Schere zwischen dem weltweiten humanitären Bedarf und den zur Verfügung stehenden Mitteln ist in den vergangenen Jahren ohnehin schon immer weiter auseinandergegangen“, sagte Müller. 2023 seien 368 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen. „Von den 56,7 Milliarden US-Dollar, die nötig gewesen wären, um diese Frauen, Männer und Kinder menschenwürdig zu versorgen, standen aber nicht einmal 40 Prozent zur Verfügung.“
Es sei ein christliches und allgemein ethisches Gebot, Menschen in Not zu helfen, betonte Müller. Kürzungen beträfen die „Ärmsten der Armen“, mahnte er.
Caritas International unterstützte 2023 weltweit 7,4 Millionen Menschen in 75 Ländern. Die Spendensumme von 110 Millionen Euro sei die zweithöchste jemals verausgabte Summe in der Geschichte der Hilfsorganisation, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa. „Es gab und gibt trotz hoher Inflation, trotz gestiegener Energiekosten und trotz wachsender politischer Polarisierung eine großartige Solidarität mit Menschen, die auf diese Solidarität weltweit besonders dringlich angewiesen sind“, betonte sie die große Spendenbereitschaft.
Hilfseinsätze aufgrund von Krisen und Kriegen stellten die Organisation vor komplexe Herausforderungen, sagte Welskop-Deffaa. Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, nahm außerdem die Zahl der Menschen zu, die durch Naturkatastrophen infolge der Klimakrise in Not gerieten.
Mit Blick auf die Lage im Gaza-Streifen, wo drei Mitarbeiter von Caritas international bei Hilfseinsätzen ums Leben kamen, forderte die Präsidentin mehr Unterstützung von der Politik. „Humanitäre Hilfe ist ein Akt politischer Verantwortung“, mahnte Welskop-Deffaa.