Berlin, Bogotá (epd). Eine Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla hat einer Waffenruhe mit der kolumbianischen Regierung zugestimmt. Das teilte die Gruppe Segunda Marquetalia nach der ersten Verhandlungsrunde mit Vertretern der kolumbianischen Regierung in Venezuela mit, wie die Tageszeitung „El Tiempo“ am Samstag (Ortszeit) berichtet. Die Rebellengruppe verpflichtet sich, Geiseln freizulassen und den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Die Kämpfer treten zudem in der Öffentlichkeit nicht bewaffnet und in Uniform auf.
In rund drei Wochen soll ein Abkommen vorgestellt werden, das auch Maßnahmen zur Landrückgabe an Vertriebene und Entschädigungszahlungen an Opfer beinhaltet. In den Gebieten, in denen die Rebellengruppe aktiv ist, sollten umfassende Schritte zur Deeskalation umgesetzt werden. Für die Sicherheit der Bevölkerung würden die kolumbianischen Sicherheitskräfte sorgen, heißt es in dem von beiden Seiten unterzeichneten Kommuniqué laut „El Tiempo“.
Kolumbiens Staatspräsident Gustavo Petro hatte bei Amtsantritt vor knapp zwei Jahren einen umfassenden Frieden versprochen. Neben den Verhandlungen mit der Segunda Marquetalia führt die Regierung Gespräche mit der noch aktiven ELN-Guerilla und der Farc-Splittergruppe EMC (Estado Mayor Central).
Die sogenannte Segunda Marquetalia hat sich aus Dissidenten der Farc-Guerilla gebildet, die wieder zu den Waffen gegriffen haben. Sie wird von Iván Márquez angeführt, der rund 30 Jahre zur Führung der Farc gehört hatte und nach dem Friedensvertrag als Senator nominiert war. 2019 ging er wieder in den Untergrund und schloss sich der Segunda Marquetalia an, die in der Grenzregion zu Venezuela aktiv ist und der rund 1.600 Kämpfer angehören sollen.
Die Farc legte nach einem 2016 mit der kolumbianischen Regierung unter dem Präsidenten Juan Manuel Santos geschlossenen Friedensvertrag die Waffen nieder und wandelte sich in eine politische Partei um. Weil sie den Vertrag ablehnten, spalteten sich mehrere Rebellengruppen ab. Seit den 1960er Jahren bekämpfen sich in Kolumbien Regierung, Guerillas, paramilitärische Gruppen und Drogenkartelle. Dabei sind etwa 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen vertrieben worden.