Sudan: Hilfsorganisation kritisiert Angriffe auf Helfer

Sudan: Hilfsorganisation kritisiert Angriffe auf Helfer
Seit mehr als einem Jahr herrscht Krieg im Sudan. Immer wieder geraten auch Helfer ins Visier. Und beide Kriegsparteien behindern die Nothilfe mit bürokratischen Hürden, kritisiert die Hilfsorganisation IRC.

Berlin, Khartum (epd). Das International Rescue Committee (IRC) hat Angriffe auf humanitäre Helfer und Gesundheitseinrichtungen im Sudan kritisiert. Seit Beginn des Krieges sei in mehr als 300 Fällen Gewalt gegen Einrichtungen oder Beschäftigte im Gesundheitswesen registriert worden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Hilfsorganisation. Auch humanitären Helferinnen und Helfer mussten laut dem IRC-Notfalldirektor für Ostafrika, Shashwat Saraf, schon mehrfach vor den Kämpfen fliehen. Beide Kriegsparteien behinderten die Arbeit der Hilfsorganisationen im Sudan, sagte Saraf dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Es sei sehr kompliziert, überhaupt eine Reisegenehmigung zu bekommen oder lebenswichtige Produkte wie Medizin oder Nahrung zu importieren, erläuterte Saraf und forderte mehr Aufmerksamkeit für die Krise in dem afrikanischen Land: „Wir können nicht zulassen, dass Menschen sich nur noch von Blättern und Wurzeln ernähren und dabei zusehen, wie ihre Kinder verhungern.“ Die internationale Gemeinschaft forderte er zu unverzüglichem Handeln auf, um zu verhindern, dass Millionen Menschen an Mangelernährung sterben.

Laut dem am Dienstag veröffentlichten Report der weltweit tätigen Hilfsorganisation sind etwa in der Hauptstadt Khartum fast zwei Drittel der medizinischen Zentren nicht mehr funktionsfähig. Menschen würden bereits sterben, weil sie keinen Zugang zur Dialyse oder Krebsbehandlung hätten. Zudem sei der Impfschutz „dramatisch“ gesunken und damit die Gefahr neuer Krankheitsausbrüche gestiegen.

Im Sudan war am 15. April 2023 ein Machtkampf zwischen Generälen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. Der Krieg hat eine humanitäre Katastrophe in dem Land mit mehr als 46 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ausgelöst. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist laut den Vereinten Nationen auf Hilfe angewiesen.

Die Situation im Land ist Saraf zufolge in vielen Regionen „katastrophal“. Viele Sudanesinnen und Sudanesen hätten aufgrund der andauernden Kämpfe kaum Zugang zu Nahrung. „Die humanitäre Hilfe muss dringend aufgestockt werden, und die Landwirte müssen ihre Felder gefahrlos bewirtschaften können“, forderte der IRC-Notfalldirektor. Fast vier Millionen Kinder unter fünf Jahren seien stark unterernährt.

Das IRC, das1933 auf Anregung von Albert Einstein gegründet wurde, ist mit 170 Menschen vor Ort und leistet vorwiegend Nothilfe für die zahlreichen Binnenvertriebenen in verschiedenen Teilen des Landes. In dem Bericht bezeichnet die Hilfsorganisation den Sudan als einen der weltweit gefährlichsten Orte für Zivilistinnen und Zivilisten. Menschenrechtler hätten schwere Verbrechen wie Massentötungen und sexualisierte Gewalt dokumentiert, insbesondere in der Darfur-Region. Allein 2023 seien im Sudan zudem 22 humanitäre Helferinnen und Helfer getötet worden.