München (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht den Bedarf, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesellschaft zu besprechen. „In der Coronazeit haben wir alle die Erfahrung gemacht, dass Vereinsamungs- und Entfremdungsprozesse stattgefunden haben“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview. Innerhalb vom Familien, Gemeinden und Nachbarschaften sei kaum noch miteinander gesprochen worden. Auch der politische Dialog sei abgebrochen.
Es sei ihm ein Anliegen, „Gespräche in der Gesellschaft wieder zustande zu bringen“, sagte Steinmeier. „Denn wir sehen die Spuren, die die Coronazeit hinterlassen hat, die sind nicht verwischt. Und manche Unversöhnlichkeiten, die wir in der Zeit erlebt haben, auch.“ Nach der Corona-Pandemie habe es auch keine Zeit der Entspannung für die Gesellschaft gegeben, da gleich neue Herausforderungen aufgetreten seien.
„Als wir die Coronazeit nach und nach verlassen haben, haben wir gehofft, uns auf Normalitätszustände zuzubewegen. Gleichzeitig mussten wir feststellen, dass die Coronazeit durch neue Krisen - leider auch Kriege - abgelöst worden ist. Das schafft Verunsicherung“, sagte der Bundespräsident. Die Demokratie sei durch diese Entwicklungen stark unter Druck geraten. So müssten vor allem Lokalpolitiker vor Ort viele Anfeindungen und Hass aushalten.