Besetzung in Bayreuth löst Debatte aus

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp und die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski.
epd-bild/Theo Klein
Die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski beglückwünscht Christian Kopp nach seiner Wahl zum bayerischen Landesbischof (Archivfoto).
Frauen in Kirchen-Spitzenämtern
Besetzung in Bayreuth löst Debatte aus
Chaos bei der Besetzung des Bayreuther Regionalbischofs-Amts: Am Donnerstag wurde der Nachfolger von Amtsinhaberin Greiner bekanntgegeben - am Freitag zieht Jonas Schiller zurück. Nach, aber offenbar nicht wegen Kritik am Besetzungsverfahren.

Die Debatte um Frauen in kirchlichen Spitzenämtern ist von einem Paukenschlag unterbrochen worden. Am Freitagnachmittag teilte die bayerische Landeskirche mit, dass der designierte Bayreuther Regionalbischof Jonas Schiller sein Amt nun doch nicht antreten werde. Der Entschluss des 46-Jährigen habe private Gründe; Schiller bleibe weiterhin Dekan im Nürnberger Norden. Für eine weitergehende Stellungnahme war er am Freitag nicht erreichbar. Erst am Donnerstag hatte die Landeskirche mitgeteilt, dass er zum 1. November Amtsnachfolger der Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner werden solle.

Nun muss der Berufungsausschuss der Landeskirche sich erneut auf die Suche machen. Das Gremium wurde zuletzt immer wieder für seine Besetzungspolitik kritisiert. Erst am Freitag hatte die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski auf ihrem Instagram-Account die Frage gestellt, "ob es Strukturen in der Kirche gibt, die Männer begünstigen". In den letzten zehn Jahren seien bei zehn Berufungen für Oberkirchenratsposten stets Männer zum Zuge gekommen. Sie halte es für unwahrscheinlich, dass in all diesen Fällen immer Männer die besseren Bewerber gewesen seien. "Und wenn dem wirklich so wäre, müssten wir uns fragen, wie wir Frauen ausbilden und was wir tun können, um Frauen zu fördern", sagte die Dekanin, die im März 2023 für das Amt des Landesbischofs kandidiert hatte, aber in der Stichwahl knapp unterlegen war.

Landesbischof Christian Kopp sagte auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd) zur Kritik Lubomierskis, dass der Landeskirche "eine Personalentwicklung mit hoher Aufmerksamkeit für die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Berufen und Aufgaben der Kirche sehr wichtig" sei. Man strebe die "Realisierung echter Chancengleichheit auf allen Ebenen und in allen Arbeitsbereichen unserer Kirchengemeinden, Dienste und Werke" an. Zugleich ist aus Kirchenkreisen immer wieder die Klage zu hören, wie schwierig es sei, Frauen in Leitungspositionen auf Dekanatsebene zu bringen.

Mehr Teilzeit- und Job-Sharing-Angebote

Dekanin Lubomierski hat dafür einige Ideen: Sie sprach sich im epd-Gespräch für mehr Teilzeit- und Job-Sharing-Angebote aus. Zudem seien transparente Berufungsverfahren nötig, an denen Diversity- oder Gleichstellungsbeauftragte mitwirkten. Ob sich im aktuellen Fall des Regionalbischofs von Oberfranken Frauen beworben hätten oder nicht, sei mangels Transparenz nicht bekannt. Zum Rücktritt des designierten Regionalbischofs betonte sie, dass es ihr nicht um Personen, sondern ausschließlich um Strukturen gehe. Dennoch könne man die nun entstandene Situation nutzen, um das Bewerbungsverfahren ab sofort insgesamt transparenter zu gestalten.

Auf epd-Anfrage zur aktuellen Debatte äußerte sich Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die Sprecherin des Berufungsausschusses ist, nicht. Bereits im März 2024 hatte sie auf epd-Anfrage allerdings betont, dass im Berufungsausschuss "alle die gleichen Chancen" hätten. Das Gremium lege großen Wert auf eine geschlechtergerechte Besetzung der Leitungspositionen im Landeskirchenrat. Ausschlaggebend sei dabei die Qualifikation: "Wir brauchen in diesen Zeiten die Besten", sagte Preidel.

Kritikerinnen reicht das nicht. "Letztlich werden wir eine Quote brauchen, wenn wir wirklich Frauen in Leitungspositionen der Kirche sehen wollen", schlussfolgerte Dekanin Lubomierski. Auf ihren Post hin habe sie zahlreiche Zuschriften von jungen Frauen, Pfarrerinnen oder Studentinnen erhalten, "die sich fragen, ob sie in dieser Kirche richtig sind". Mit dem aktuellen Kurs würde die Landeskirche den Nachwuchsmangel nicht bekämpfen, sondern noch verstärken.

Im Falle der Bayreuther Stelle ist jetzt alles wieder offen. Ob auf Dorothea Greiner doch noch eine Frau ins Amt folgt, bleibt abzuwarten.

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