Wiesbaden (epd). Gut sechs Monate nach dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zum Attentat in Hanau im Februar 2020 hat sich Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Für ihn stehe „außer Frage, dass in der Tatnacht und danach Fehler gemacht wurden, auch seitens der Polizei“, sagte Poseck am Donnerstag in Wiesbaden. „Ich entschuldige mich ausdrücklich für die Fehler, die passiert sind“, fügte er hinzu.
Ein Fehler sei beispielsweise der nicht erreichbare Notruf in der Tatnacht gewesen. Auch die Umstände, unter denen den Angehörigen die Todesnachrichten überbracht wurden, seien nicht richtig gewesen. Dies ändere allerdings nichts an der „gleichfalls richtigen Bewertung“, dass die Beamtinnen und Beamten in der Tatnacht „engagiert und aufopferungsvoll“ gehandelt hätten.
Der Abschlussbericht von Dezember enthält der Mitteilung des Innenministeriums zufolge 60 Handlungsempfehlungen, „damit sich so etwas Furchtbares“ nicht wiederholen kann. Diese wolle man umsetzen. Die konsequente Bekämpfung des Rechtsextremismus sowie den Versuch, Vertrauen zu bilden und zurückzugewinnen, nennt Poseck als wesentliche Punkte. Zur besseren Früherkennung von Gefährdern werde beispielsweise beim Landesamt für Verfassungsschutz die Geschäftsstelle für ein Amokpräventionszentrum eingerichtet.
Poseck ist seit Januar im Amt. Seinem Vorgänger Peter Beuth (CDU) war vonseiten der damals oppositionellen SPD im Landtag und den Grünen als Koalitionspartner mehrfach vorgeworfen worden, die Opfer-Familien nicht um Entschuldigung gebeten zu haben. Die „Initiative 19. Februar Hanau“ hatte seinen Rücktritt gefordert.
Vanessa Gronemann von den inzwischen oppositionellen Grünen im Landtag begrüßte am Donnerstag in Wiesbaden die Entschuldigung von Poseck. Lisa Gnadl, innenpolitische Sprecherin der SPD, bezeichnete sie als einen „Akt der Stärke“.
Bei dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Mann neun Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Anschließend tötete er sich selbst und seine Mutter.