Soziologe: Kirchen sollten kleinere Gemeinden erhalten

Soziologe: Kirchen sollten kleinere Gemeinden erhalten
13.06.2024
epd
epd-Gespräch: Nils Sandrisser

Magdeburg (epd). Die Kirchen in Deutschland sollten nach Ansicht des Magdeburger Religionssoziologen Jochen Töpfer besser eine kleinräumige Struktur ihrer Gemeinden erhalten. Ein enger Kontakt zu Pfarrerinnen und Pfarrern halte Menschen in der Kirche, sagte Töpfer dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Für viele Leute ist das am wichtigsten.“

Töpfer hat zu den Gründen, warum Menschen in der Kirche bleiben, geforscht. Eine Studie dazu ist noch nicht veröffentlicht. Derzeit legen die Kirchen in Deutschland vielerorts Gemeinden zusammen. Gründe dafür sind zurückgehende Mitgliederzahlen, aber auch fehlender Pfarrernachwuchs. „Die Kirchen müssten sich interessanter machen für die theologische Ausbildung“, empfahl Töpfer.

Es gebe weitere Gründe, warum Menschen aus der Kirche nicht austreten, sagte Töpfer. Die Studie habe verschiedene Typen identifiziert, denen unterschiedliche Dinge wichtig waren. So gebe es etwa die Gruppe der werteorientierten Gläubigen, denen die Kirchen als Vermittler von gemeinsamen Werten wichtig seien.

Anderen sei die innere Diversität und die Gleichberechtigung in den Kirchen wichtig, erläuterte der Religionssoziologe. Für die Gruppe der lokal Verankerten wiederum bedeute die Gemeinde eine „Heimat, die die Welt sortiert“ und Festigkeit in einer sich ändernden Welt gebe. Musik als Transportmedium für Glaube und Geschichte sei für andere wichtig. Außerdem gebe es eine spirituell orientierte Gruppe, für die Kirchen eine Hilfe zum Selbstfindungsprozess seien.

Die Gruppe der sogenannten Mystiker schätze die Kirchen als Institutionen, die über Jahrtausende Geschichten weitergäben. Diese Gruppe sei in Bezug auf Wandlungsprozesse recht ambivalent: „Sie wissen, dass die Kirchen sich in der heutigen Zeit wandeln müssen, aber sie haben auch Angst, dass das zu schnell passiert“, beschrieb Töpfer diese Gruppe.

Kaum Unterschiede gebe es dabei zwischen evangelischen und katholischen Christen, sagte der Forscher. Die katholische Kirche müsse allerdings in Fragen der Politik mehr Spannungen aushalten: „In der katholischen Kirche gibt es eine stärkere Fraktion als in der evangelischen, die findet, man solle sich aus der Politik heraushalten.“ Dass die deutschen Bischöfe eine Wahlempfehlung gegen die AfD ausgesprochen haben, gefalle sicher nicht allen. Protestanten hätten mit politischer Positionierung ihrer Kirche weniger Probleme.