Berlin (epd). Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnt angesichts der starken AfD-Ergebnisse bei der Europawahl in Ostdeutschland vor einer wachsenden Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschen. „In sozialen Netzwerken lese ich nach der Europawahl jetzt Sätze wie: 'Wo bleibt die Dankbarkeit der Ostdeutschen?' Das sind Fragen, die wir jetzt gerade nicht brauchen“, sagte Ramelow dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag). Der Osten habe sich nicht zu entschuldigen.
Ramelow warnte, man solle ihn vielmehr als Chance begreifen. „Stattdessen geht die emotionale Einheit zunehmend krachen. Dass man von Ostdeutschen Dankbarkeit erwartet, treibt diese Spirale weiter an“, sagte der aus Westdeutschland stammende Linkenpolitiker.
Zur Landtagswahl in seinem Bundesland am 1. September sagte Ramelow: „Die Ausgangslage ist schwierig. Aber Landtagswahlen sind Personalwahlen. Und alle Personalwahlen sind für die AfD nicht gut ausgegangen.“
Bei der Europawahl am Sonntag hat die AfD in Deutschland laut dem vorläufigen amtlichen Ergebnis 15,9 Prozent der Stimmen bekommen und landete damit als zweitstärkste Kraft hinter den Unionsparteien (CDU: 23,7 Prozent, CSU 6,3 Prozent). In den ostdeutschen Bundesländern wurde die AfD stärkste Partei und gewann dort auch in vielen Landkreisen, Städten und Gemeinden bei zeitgleich abgehaltenen Kommunalwahlen.