Osnabrück, Berlin (epd). Die Kinderrechtsorganisation terre des hommes fordert mit Blick auf die Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine am 11. und 12. Juni in Berlin eine starke finanzielle Unterstützung für Kinderhilfsorganisationen vor Ort. Die Konferenz müsse dafür sorgen, dass die vielfach traumatisierten Kinder und Jugendlichen in der Ukraine psychosoziale Hilfe erhielten, sagte Europa-Koordinator Thomas Berthold dem Evangelischen Pressedienst (epd). Derzeit gebe es nicht genügend Angebote. Die Wartelisten der Partnerorganisationen, etwa für Feriencamps in den Karpaten, seien lang.
Derzeit arbeitet terres des hommes eigenen Angabe zufolge mit zwölf Kinderrechtsorganisationen in fast allen Teilen der Ukraine zusammen. Seit 2022 bis Ende 2024 werde das Hilfswerk deren Arbeit mit rund 20 Millionen Euro unterstützt haben. Rund zwei Drittel davon seien Spendengelder. Der Rest seien Kofinanzierungen, etwa durch das Auswärtige Amt. Diese institutionelle Förderung müsse deutlich verstärkt werden.
Die Kinder und Jugendlichen litten unter dem allgegenwärtigen Krieg, berichtete Berthold. Selbst in der Westukraine werde der Schulunterricht fast täglich durch Luftalarm unterbrochen. Dann müssten die Mädchen und Jungen Schutzräume aufsuchen. In Städten wie Charkiw nahe der Front sei Schulunterricht nur online oder in U-Bahn-Schächten möglich. Viele Kinder seien von ihren Eltern getrennt, Freunde und Verwandte seien im Krieg getötet worden. All das führe zu Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Epilepsie. Berthold hatte in der vergangenen Woche die Partnerorganisationen in der Ukraine besucht.
Die Partner betrieben neben Feriencamps auch Jugendzentren, in denen die jungen Menschen über ihre Erlebnisse und Ängste sprechen, aber auch spielen, malen, Sport treiben oder Theater spielen könnten. Solche Angebote sowie Projekte für politische Bildung und Demokratiebildung seien in der Ukraine noch auf Jahre notwendig, betonte Berthold. „Das ist kein Sprint und kein Marathon, sondern ein Dauerlauf, von dem wir nicht wissen, wann er endet.“
Die Vereine begriffen sich mit ihrem Engagement als wichtiger Teil der Landesverteidigung und als Rückgrat der Gesellschaft, sagte der Koordinator. Aufgeben oder ein Einfrieren des Krieges und sich der russischen Besatzung zu ergeben, sei für sie keine Option. Viele zivilgesellschaftliche Organisationen hätten bereits Folter, Ausbeutung und Morde durch russische Besatzer in ihrem Umfeld erlebt. „Sie haben uns gesagt, wenn sie sich ergäben, sei ihr Leben in Gefahr.“