Rehburg-Loccum (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat in seinem Bericht vor der Landessynode für eine Kultur der Verantwortung geworben. „Ich plädiere sehr für eine soziale Pflichtzeit, wie sie Bundespräsident Steinmeier eingebracht hat, um eine solche Kultur der Verantwortung in unserem Land wieder verstärkt einzuüben“, sagte der evangelische Theologe bei der Tagung des hannoverschen Kirchenparlaments am Donnerstag in Loccum bei Nienburg.
Nur kurz ging der Bischof auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche ein, für den er aktuell in der Kritik steht. Meister sagte, „die Anklage der Betroffenen“ sei „eine Autorität in sich selbst“. Die Ignoranz und Gleichgültigkeit im Umgang mit den Taten entsetzten ihn, betonte er in seinem turnusmäßigen Bericht vor der Synode. Zugleich kündigte er an, sich am Freitag, in Anwesenheit von Betroffenen, ausführlicher zu dem Thema äußern zu wollen.
Vor dem Beginn der Synodentagung am Mittwoch hatten Missbrauchsbetroffene einen Brief veröffentlicht, in dem sie einen Rücktritt des Bischofs fordern. Bereits zuvor hatten mehr als 200 evangelische Pastorinnen, Diakone und kirchliche Mitarbeitende die Leitung der hannoverschen Landeskirche für deren Umgang mit Missbrauchsfällen kritisiert.
Meister kritisierte in seinem Bericht zudem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dessen Vorgehen in den sogenannten „Dossier-Verfahren“. Für jedes Kirchenasyl begründeten die Kirchen die besondere Härte im Einzelfall und reichten entsprechende Dossiers zur erneuten Prüfung beim BAMF ein. Derzeit würden rund 99 Prozent der Anträge abgelehnt.
Die Polizei und das Land Niedersachsen hatten kürzlich ein Kirchenasyl in Bienenbüttel bei Uelzen gebrochen, eine russische Familie wurde nach Spanien abgeschoben. Daraufhin hatte es Gespräche zwischen Kirche, BAMF und Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) gegeben. Die Ministerin habe dabei zugesagt, dass es Situationen wie in Bienenbüttel nicht mehr geben solle, sagte Meister.