Stuttgart (epd). Attacken wie der Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz sind nach Einschätzung des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) nur schwer zu verhindern. Der Messerstecher sei wahrscheinlich ein Einzeltäter, der sich ohne Zugehörigkeit zu einer Gruppe offenbar islamistisch radikalisiert habe, sagte Srobl am Dienstag in Stuttgart. Mit Überwachungsmaßnahmen hätte man ihn nicht aufspüren können, da er weder mit anderen Islamisten kommuniziert, noch Tatwaffen über das Internet bestellt habe.
Am vergangenen Freitag hatte ein 25-jähriger Afghane, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt, Menschen am Stand der islamkritischen Bürgerbewegung „Pax Europa“ mit einem Messer angegriffen. Ein 29-jähriger Polizeibeamter, der eingreifen wollte, erlitt mehrere Stiche im Kopfbereich und starb am Sonntag an den ihm zugefügten Verletzungen. Der Angreifer wurde von einem anderen Polizisten mit einem Pistolenschuss gestoppt.
Strobl bekräftigte seine Forderung, Flüchtlinge nach schweren Straftaten auch in Länder wie Afghanistan und Syrien abzuschieben. Bei Sexualstraftaten und Angriffen gegen Rettungskräfte und Polizisten halte er Abschiebungen ebenfalls für gerechtfertigt.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von einer „bestialischen Mordattacke“ in Mannheim. Für ihn persönlich sei klar, dass Straftäter und Gefährder schnell abgeschoben werden müssten. Allerdings liege die Entscheidung, ob eine Abschiebung in Länder wie Syrien und Afghanistan vertretbar ist, beim Bund. „Wir können auch Verbrecher nicht in den Tod schicken“, betonte der Grünen-Politiker. Als wichtige Maßnahme gegen die Radikalisierung junger Menschen nannte Kretschmann den islamischen Religionsunterricht, den sein Bundesland eingeführt habe.
Innenminister Strobl forderte nach dem Tod des Polizeibeamten Konsequenzen. Es dürfe nicht bei Empörung und leeren Worten bleiben, denen in der Regel eine Warnung vor Überreaktion folge. „Dann passiert nichts“, sagte er.
Die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland mit fünf Spielen in Stuttgart nannte der Minister eine „gigantische Herausforderung“. Es müsse aber niemand Angst haben, die Spiele im Stadion zu besuchen. Die Sicherheitskräfte hätten sich unter anderem mit einer verbesserten Drohnenabwehr auf mögliche Gefahren vorbereitet.