Essen (epd). Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat sich in der Debatte um rassistische Gesänge zu Partyhits gegen Verbote ausgesprochen. Es sei richtig und wichtig, dass Veranstalter jetzt darüber nachdächten, wie sie Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Nazi-Gegröle bei Festen verhindern könnten, sagte Roth den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Mittwoch). Allerdings könnten weder der Song „L’amour toujours“ noch der italienische Musikproduzent Gigi d’Agostino etwas dafür, „wie dieser Song in unserem Land von Menschen mit rechtsextremen und antidemokratischen Einstellungen in übelster Form missbraucht und entstellt wird“.
Ende vergangener Woche war ein offenbar an Pfingsten auf Sylt aufgenommenes Video an die Öffentlichkeit gelangt, in dem Gäste einer Bar auf der Insel rassistische Texte zur Melodie von „L' amour toujours“ grölen. Das Abspielen des Party-Hits von Gigi D'Agostino hat mittlerweile an mehreren Orten in Deutschland zu ausländerfeindlichen Zwischenfällen geführt. Die rassistischen Entgleisungen lösten bundesweit Bestürzung und Kritik aus.
Roth betonte, statt Lied-Verboten halte sie Schulungen und Sensibilisierungen beim Personal für sinnvoller. Die verantwortlichen Betreiber sollten „insgesamt klarmachen, dass es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber jeglichen rassistischen, menschenfeindlichen und NS-verherrlichenden Äußerungen geben muss“. Roth forderte auch die Bürgerinnen und Bürger auf, in solchen Fällen einzugreifen: „Dafür braucht es auch uns alle, den Tischnachbarn genauso wie die Familien-, Freundes- und Kollegenkreise.“