Frankfurt a.M. (epd). Aus Sicht von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) taugt die Aufforderung „Folgt der Wissenschaft!“ nicht zu Richtschnur für politisches Handeln. „Jedes wissenschaftliche Diskussionsergebnis kann immer nur Ratschlag sein, der sich einer demokratischen Debatte stellen muss und sie nicht ersetzen kann“, schreibt Buschmann in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag). Maßstab müssten die Grundrechte des Individuums bleiben.
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes führt Buschmann aus, dass verantwortungsvolle Politik auf wissenschaftliche Beratung angewiesen sei. „Aber Wissenschaft im Singular ist bereits eine Groteske.“ Der moderne Wissenschaftsbetrieb sei hochgradig arbeitsteilig und spezialisiert aufgestellt. In der Corona-Pandemie etwa seien die Ratschläge von Wissenschaftlern so unterschiedlicher Disziplinen wie Virologen, Kinderärzten und Juristen durchaus auseinandergegangen. Innerhalb der Disziplinen habe es ebenfalls lebhafte Debatten gegeben.
Auch zur Frage der richtigen Klimapolitik wird man von Klimaforschern und Volkswirten ganz unterschiedliche Aussagen dazu bekommen, was politisch zu tun sein könnte. „Aus den vielfältigen wissenschaftlichen Beschreibungen des Seins ein für alle geltendes Sollen abzuleiten, ist immer ein politischer Abwägungsprozess“, schlussfolgert Buschmann.