Köln (epd). Ohne den Fachkräftemangel könnten Unternehmen in Deutschland nach einer Schätzung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) 49 Milliarden Euro mehr erwirtschaften. „Die berechneten Kosten beziehen sich lediglich auf den Produktionsausfall und nicht auf Folgekosten des Fachkräftemangels, wie beispielsweise Stress durch Mehrarbeit oder entgangene Innovationen“, erklärte das IW am Sonntag in Köln. Dementsprechend dürften die tatsächlichen Kosten höher liegen.
Für die Berechnung haben die Autoren des Kurzberichts, Alexander Burstedde und Galina Kolev-Schaefer, den Angaben zufolge die bei den Arbeitsagenturen gemeldeten offenen Stellen zu den tatsächlich offenen Stellen hochgerechnet. „Die Fachkräftelücke entspricht der Anzahl Erwerbstätiger, welche die Unternehmen gerne beschäftigen würden, aber nicht beschäftigen können“, schreiben sie. Diese liege zurzeit bei etwa 573.000 qualifizierten Arbeitskräften. „Gemessen an den derzeit rund 46,0 Millionen Erwerbstätigen wird die Erwerbstätigenzahl in der Simulation damit um 1,2 Prozent im Jahr 2024 erhöht“, heißt es in dem Bericht. Das Produktionspotenzial könnte dementsprechend etwa 49 Milliarden Euro höher liegen.
„Weil die geburtenstarken Jahrgänge, auch Babyboomer genannt, in den kommenden Jahren in Rente gehen, dürfte die Fachkräftelücke in Zukunft noch größer werden“, erklärte das IW. Burstedde und Kolev-Schaefer plädieren in ihrem Kurzbericht unter anderem für mehr qualifizierte Zuwanderung. Durch mehr Kinderbetreuung solle auch mehr Frauen eine Arbeitstätigkeit ermöglicht werden. „Besonders effektiv wäre es, wenn ältere Beschäftigte länger arbeiten würden“, sagte Burstedde. „Unternehmen könnten ihre erfahrenen Mitarbeiter mit passenden Angeboten länger im Betrieb halten.“