Wien (epd). Von der Weihe einer Frau zur Diakonin in der orthodoxen Kirche in Simbabwe könnte nach Einschätzung des Wiener Ostkirchen-Experten Thomas Nemeth eine Signalwirkung ausgehen. Die Weihe sei überkonfessionell sehr positiv kommentiert worden, sagte Nemeth laut Mitteilung der Wiener Stiftung „Pro oriente“ am Dienstag. Die Frage der Diakonats-Weihe von Frauen sei in den orthodoxen Kirchen jedoch keineswegs ausgestanden. Nemeth ist Mitglied der orthodox-katholischen Dialogkommission.
In Harare war am vergangenen Donnerstag, dem orthodoxen Gründonnerstag, Angelic Molen zur Diakonin geweiht worden. Sie soll sowohl liturgische als auch pastorale Aufgaben übernehmen. Molen gehört dem orthodoxen St. Phoebe Center for the Diaconess an, eine amerikanische Organisation, die sich für die Diakoninnenweihe einsetzt.
Die Vorstandsvorsitzende des Zentrums, Carrie Frederick Frost, sagte, Molens Weihe sei nicht nur ein wichtiges Ereignis für die orthodoxe Gemeinschaft in Simbabwe, sondern diene auch als Beispiel und Inspiration für die übrige orthodoxe Welt, das Amt der Diakonin wiederherzustellen.
Der Frauendiakonat hatte im christlichen Osten bis in die Neuzeit Bestand. Er wurde kirchenrechtlich nie abgeschafft, seine Bedeutung nahm aber den Angaben zufolge unter dem Einfluss der stärker islamisch geprägten Gesellschaften stetig ab. In der Frage der Wiederbelebung des Frauendiakonats hat das orthodoxe Patriarchat von Alexandrien eine Pionier-Rolle übernommen und 2016 die Wiedereinführung der Diakoninnen beschlossen. 2017 weihte der orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., erstmals sechs Frauen im Kongo zu Diakoninnen. Allerdings habe der Patriarch damals im Weihe-Ritus noch klargemacht, dass ein Unterschied zu männlichen Diakonen bestehe. Das sei nun aber in Harare nicht der Fall gewesen, betonte Ostkirchen-Experte Nemeth.
In der römisch-katholischen Kirche sind Frauen von allen Weiheämtern, auch dem Diakonat, ausgeschlossen. Katholische Verbände aus Deutschland wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands setzen sich für eine Änderung der kirchlichen Lehre ein.