Finger weg von grünen Büchern

Finger weg von grünen Büchern
Sprecher von Bibliotheksverband: Bestände auf Arsenbelastung prüfen
30.04.2024
epd
epd-Gespräch: Alexander Lang

Speyer (epd). In der aktuellen Diskussion um arsenbelastete Bücher in Bibliotheken hat der Vorsitzende der Kommission Bestandserhaltung beim Deutschen Bibliotheksverband (dbv), Armin Schlechter, vor einer Panikmache gewarnt. Bibliotheken müssten ihre Buchbestände auf gesundheitsschädliche Stoffe hin überprüfen und belastete Exemplare „wegsperren“, sagte Schlechter in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer. Arsen in Büchern sei allerdings „kein Riesenproblem.“

Grundsätzlich sei Vorsicht besonders bei Büchern aus dem 19. Jahrhundert angebracht, deren Einbände grün schimmern, sagte Schlechter, der auch Leiter der Abteilung Sammlungen im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz in Speyer ist. In diesen wurden aus optischen Gründen teilweise grüne Farbstoffe verwendet, die giftiges Arsen enthalten können. Zahlreiche Bibliotheken in Deutschland überprüfen derzeit daraufhin ihre Bestände.

Grundsätzlich gelte für Bibliothekare und Bibliotheksbesucher, „wenn man etwas Grünes sieht, Finger weg“, sagte Schlechter. Aber nicht nur Arsen in Büchern sei eine mögliche Gesundheitsgefahr. Auch Schwermetalle wie Blei und Quecksilber in mittelalterlichen Werken und Holzschutzmittel aus Restaurationsarbeiten stellten Bibliotheken vor Probleme. Die meisten infrage kommenden Bestände seien jedoch nicht frei für Benutzer zugänglich, sondern befänden sich in Magazinen.

Die Frage des Umgangs mit gesundheitsgefährdenden Stoffen sei im Bibliothekswesen noch nicht abschließend geklärt, sagte Schlechter. Belastete Bücher müssten in jedem Fall unzugänglich gemacht werden. Vorsichtsmaßnahmen wie Handschuhe und Atemschutz müsse es für die Mitarbeitenden geben. Ganze Bibliothekssammlungen könnten aber nicht vollständig, sondern nur mit Blick auf verdächtige Bestände überprüft werden, machte Schlechter deutlich. An der Pfälzischen Landesbibliothek seien bisher „vier sehr giftige Bände“ aus dem Verkehr gezogen worden.

Der Deutsche Bibliotheksverband mit Sitz in Berlin vertritt nach eigenen Angaben mit seinen mehr als 2.000 Mitgliedern rund 9.000 Bibliotheken mit 25.000 Beschäftigten.