Berlin (epd). Die Hilfsorganisation „Save the Children“ hat Angriffe auf das Gesundheitswesen im Gaza-Streifen scharf kritisiert. Das Gesundheitssystem sei fast komplett zusammengebrochen, erklärte die weltweit tätige Organisation am Montag in Berlin. „Die Angriffe auf das Gesundheitswesen müssen aufhören“, sagte Florian Westphal, Geschäftsführer von „Save the Children“ in Deutschland. Gesundheitseinrichtungen und andere zivile Infrastruktur dürften nicht für militärische Zwecke missbraucht werden.
Laut einer Analyse der Hilfsorganisation gab es in keinem anderen Konflikt der jüngeren Vergangenheit mehr Angriffe pro Monat auf das Gesundheitswesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe zwischen dem 7. Oktober 2023 und Anfang April mindestens 435 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und -personal im Gaza-Streifen registriert. Das entspreche 73 Angriffen im Monat, mehr als in jedem anderen Land seit Beginn der Datenerhebung 2018. An zweiter Stelle folge die Ukraine mit 67 Angriffen pro Monat. Angriffe gegen Krankenhäuser im Gaza-Streifen hatte Israel damit begründet, dass diese von Hamas-Kämpfern militärisch genutzt würden.
Auslöser des Nahost-Krieges war der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Israel reagierte mit Luftangriffen auf den Küstenstreifen und schickte Bodentruppen in das Gebiet. Seit Beginn des Krieges geraten im Gaza-Streifen immer wieder auch Helferinnen und Helfer unter Beschuss. Zuletzt hatte die Tötung von sieben Mitarbeitenden der Hilfsorganisation World Central Kitchen durch einen israelischen Luftangriff international für Kritik gesorgt.
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), mahnte, dass nach dem iranischen Angriff auf Israel die „katastrophale Situation der Menschen“ im Gaza-Streifen nicht aus dem Blick geraten dürfe. „Die Menschen dort benötigen dringend mehr humanitäre Hilfe und Zugänge für diese Hilfe“, sagte Amtsberg der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Humanitäre Helferinnen und Helfer müssten geschützt und Zusagen für mehr Hilfe schnell umgesetzt werden.
Das iranische Regime habe mit seinem präzedenzlosen Angriff auf Israel die mehr als angespannte Lage weiter destabilisiert, erklärte Amtsberg. Alle Seiten müssten daran arbeiten, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Eine Eskalation bedeute ganz konkret die Gefährdung von Zivilistinnen und Zivilisten.
Der Iran hatte Mitte April Israel mit Drohnen und Raketen angegriffen. Damit wollte das Regime in Teheran Vergeltung üben für Luftschläge auf sein Konsulargebäude im syrischen Damaskus. Nahezu alle der Geschosse konnten abgewehrt werden. Dennoch gibt es international Sorge vor einer weiteren regionalen Ausweitung des Konflikts.