Frankfurt a.M., Quito (epd). In Ecuador ist ein weiterer Bürgermeister mutmaßlich der organisierten Kriminalität zum Opfer gefallen. José Sánchez, Bürgermeister des Kantons Camilo Ponce Enríquez in der südlichen Küstenregion des Landes, sei erschossen worden, erklärte seine Behörde in der Nacht zu Donnerstag in den sozialen Netzwerken. In Ecuador breitet sich die Gewalt durch Banden und Drogenmafia schnell aus, dabei werden auch immer wieder lokale Politiker und Politikerinnen getötet. Vor wenigen Wochen erschossen Unbekannte die mit 27 Jahren jüngste Bürgermeisterin des südamerikanischen Landes, Brigitte García.
Laut der Zeitung „El Comercio“ wurde Sánchez in seinem Haus überfallen. Bereits im vergangenen Jahr gab es demnach zwei Attentate gegen den früheren Bergarbeiter und Anwalt, worauf er Personenschutz für sich und seine Familie beantragt hatte. Die Region, der Sánchez vorstand, ist ein Bergbaugebiet und kämpft gegen illegalen Abbau, durch den sich auch das organisierte Verbrechen finanziert.
Ecuador galt noch bis vor ein paar Jahren als eines der sichersten Länder in Südamerika. Inzwischen ist es aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen den größten Drogenanbaugebieten Kolumbien und Peru sowie seinen Pazifikhäfen zum Hauptumschlagplatz für Kokain nach Europa geworden. Die organisierte Kriminalität, allen voran das mexikanische Sinaloa-Kartell, kämpft mit lokalen Banden um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Seit 2020 hat sich die Gewalt im Land verdreifacht. Polizei, Politik sowie Teile der Justiz sind von der organisierten Kriminalität unterwandert.
Für internationale Schlagzeilen hatte die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio im August gesorgt. Laut „El Comercio“ wurden zudem ein weiterer Bürgermeister und zwei Kandidaten für Rathäuser von Kleinstädten getötet.