Berlin (epd). Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat angesichts von Gewaltvorfällen in Kliniken einen besseren Schutz für das Personal gefordert. Betroffen seien vor allem Notaufnahmen, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG, Henriette Neumeyer, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Allein in Berlin habe in medizinischen Einrichtungen die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte, unter die auch Körperverletzungen fallen, stark zugenommen.
Zuletzt hatte in der Silvesternacht ein Angriff in einer Notaufnahme in Berlin-Lichtenberg für Aufsehen gesorgt. Dabei wurden laut Polizei ein Arzt und ein Pfleger von einem alkoholisierten Patienten und seinen Brüdern mit Fausthieben verletzt. Die Tatverdächtigen sollen aggressiv geworden sein, weil einer von ihnen aus ihrer Sicht nicht schnell genug behandelt wurde.
Neumeyer sagte unter Hinweis auf eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts, rund 90 Prozent der Notaufnahmen in deutschen Krankenhäusern berichteten über Androhung von Gewalt: „In diese Teilmenge fällt auch tatsächlich vorgefallene Gewalt.“ Knapp 50 Prozent der Klinken beauftragten Sicherheitsdienste. Die entstehenden Kosten müssten die Träger aber selbst tragen.
Um den Schutz der Mitarbeiter zu garantieren, sei eine Refinanzierung von beauftragten Sicherheitsdiensten insbesondere in sogenannten Hotspots nötig. Wichtig sei Gewaltprävention rund um die Krankenhäuser auch in Zusammenarbeit mit der Polizei, betonte Neumeyer: „Krankenhäuser müssen helfen können, ohne sich selbst zu Hochsicherheitseinrichtungen zu machen.“
Mit Blick auf längere Wartezeiten in der Notaufnahme sagte sie, dass viele Menschen nicht nachvollziehen könnten, wie eine sogenannte Triage im Krankenhausbetrieb funktioniere. Durch sie wird der Schweregrad von Erkrankungen oder Verletzungen festgestellt und Patienten entsprechend priorisiert: „Das sorgt für Frust und dieser Frust wirkt sich zunehmend auf die Mitarbeiter der Notaufnahmen aus“, warnte sie.
Neumeyer forderte eine Reform der Notfallversorgung, um für genügend Kapazitäten und Steuerung zu sorgen. Patienten bräuchten klare Informationen darüber, wie lange sie warten müssten und konkrete Behandlungsangebote. Das beziehe sich auch auf ambulante Angebote, auf die die Krankenhäuser aber keinen Einfluss hätten. Darüber hinaus müsse überprüft werden, wie Behandlungskapazitäten freigestellt werden können, sodass die Kliniken den Ansturm an Patienten besser bewältigen können. Zudem verwies die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende auf die Belastung des Personals durch bürokratische Arbeit.