Berlin (epd). Der Deutsche Kitaverband blickt mit Sorge auf den wachsenden Fachkräftebedarf in den Betreuungseinrichtungen für Kinder. „Wir rechnen mit einem sich weiter verschärfenden Personalmangel vor allem in den alten Bundesländern, auch weil hier noch der massive Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder bis zum Jahr 2026 dazukommt“, sagte Verbandsvorsitzende Waltraud Weegmann im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Hier könnte es nach ihren Worten zusätzlich zu den akut bestehenden Problemen noch zur Konkurrenz zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schule um die Erzieherinnen und Erziehern kommen.
Nach ihren Angaben fehlen aktuell über 100.000 Erzieherinnen und Erzieher: „Das sind die Zahlen, die die Bertelsmann Stiftung in ihrem “Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2023„ ermittelt hat“, so Weegmann, deren Verband unabhängige Kita-Träger vertritt. Folglich bleibe den Kitas oft keine andere Wahl, als die Öffnungszeiten zu reduzieren oder tageweise Notgruppen zu organisieren. Häufig könnten auch keine neuen Gruppen eröffnet werden, weil das Personal fehlt, um den gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel bei der Betreuung zu erfüllen. Man setze auch vermehrt auf Quereinsteigerinnen oder Hilfskräfte.
Die Verbandschefin verwies darauf, dass es in den vergangenen Jahren gelungen sei, mehr Personal auszubilden. „Absolut gesehen sind die Zahlen bei den Erziehern und Erzieherinnen gestiegen.“ Doch seien jetzt alle im Markt befindlichen Fachkräfte bereits in den Kitas eingesetzt. Denn nach dem Rechtsanspruch auf Betreuung seien viele Kitaplätze neu geschaffen und bestehende Teilzeitplätze in Ganztagesplätze umgewidmet worden: „Der Bedarf an Personal ist deutlich gestiegen, doch der Bedarf an Kita-Plätzen ist noch lange nicht gedeckt.“
Grundsätzlich müssten Bund und Länder bei der Lösung der Probleme stärker zusammenarbeite, etwa mit Imagekampagnen für den Erzieherberuf. Zudem forderte die Expertin, dass der Quereinstieg in eine Kita-Tätigkeit vereinfacht und die Ausbildung flexibler gestaltet werden muss. „Aus dem Fachkraftschlüssel muss ein Personalschlüssel werden, damit die Träger in eigener Verantwortung freie Stellen besetzen können.“
Weiter sagte die Verbandschefin, eine Karriere in der Kita müsse sich auch finanziell lohnen. Gebraucht würden flexiblere Eingruppierungsmöglichkeiten je nach Qualifizierung. „Pädagogische Abschlüsse aus der EU und aus Drittstaaten müssen unbürokratischer anerkannt, Abschlüsse für die pädagogischen Assistenzberufe müssen bundesweit gleichwertig anerkannt werden“, so Weegmann.
