Genf, Port-au-Prince (epd). Eine Luftbrücke soll humanitäre Güter nach Haiti bringen. Aus der benachbarten Dominikanischen Republik sollten Waren für die notleidende Bevölkerung in Haiti geliefert werden, teilte das Büro der Vereinten Nationen (UN) in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Auf dem Luftweg wollen die UN auch Mitarbeiter ein- und ausfliegen. Die Diakonie Katastrophenhilfe und die Kinderhilfsorganisation „Save the Children“ warnten am Donnerstag unterdessen, dass Frauen und Kinder durch bewaffnete Gruppen besonders gefährdet seien.
In den vergangenen Wochen eskalierte die Gewalt in dem Karibikstaat. Kriminelle Banden kontrollieren inzwischen große Teile von Haiti und fast die gesamte Hauptstadt. Die UN hätten einen Teil des internationalen Personals aus Haiti gebracht, hieß es weiter. Zugleich werde das Team in Haiti mit Beschäftigten verstärkt, die auf Krisen und humanitäre Hilfe spezialisiert seien. Die UN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühten sich unter äußerst schwierigen Bedingungen, der haitianischen Bevölkerung zu helfen.
Die Katastrophenhilfe der Diakonie Deutschland wies darauf hin, dass die angekündigte Luftbrücke sichere Bedingungen am Boden brauche. Infolge der Angriffe auf Flughäfen und Häfen sei die ohnehin lückenhafte Versorgung im Land weitgehend zusammengebrochen.
Vor allem Frauen und Mädchen seien von zunehmender sexualisierter Gewalt betroffen, warnte die Diakonie Katastrophenhilfe. „Angesichts der jüngsten Gewalt, der Flucht tausender Gefangener aus dem Hauptgefängnis, von denen viele wegen sexualisierter Gewalt angeklagt waren, und der mangelnden Präsenz von Sicherheitskräften sorgen wir uns vor allem um die Sicherheit von Frauen und Mädchen“, sagte Antoine Jeune, Büroleiter der Katastrophenhilfe in Haiti.
Die Hilfsorganisation „Save the Children“ verwies darauf, dass Kindern neben sexualisierter Gewalt auch die Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen drohe. Mehr als eine Million Kinder, ein Viertel der Kinder des Landes, lebe in Gegenden, die unter Kontrolle von Banden stünden, teilte „Save the Children“ mit. Rund 277.000 Kinder unter fünf Jahren seien derzeit von Unterernährung bedroht, da die Gewalt den Zugang zu Nahrung erschwere. Ebenso unzugänglich seien vielerorts medizinische Einrichtungen.
Seit Ende Februar gilt ein landesweiter Ausnahmezustand. Inzwischen hat die EU ihr gesamtes Personal aus Haiti abgezogen. Der deutsche Botschafter hatte schon zuvor den Karibikstaat verlassen.