Die neue Nordkirche: Ost-West-Brücke und Küstenkirche

Jürgen Vrinssen
Eine typische "Nordkirche": St. Johannis auf der Hallig Hooge im Winter.
Die neue Nordkirche: Ost-West-Brücke und Küstenkirche
Fünf Jahre lang wurde über die Nordkirche verhandelt. Am Pfingstsonntag (27. Mai) wird nun der Zusammenschluss der Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern in Ratzeburg gefeiert. Der Festgottesdienst wird um 10 Uhr live in der ARD übertragen.

Prominentester Gast im Festgottesdienst ist Bundespräsident Joachim Gauck. Mit 2,3 Millionen Mitgliedern ist die Nordkirche die fünftgrößte evangelische Landeskirche und die erste über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze hinweg. Ihr Gebiet reicht von Helgoland bis Rügen, von der dänischen bis zur polnischen Grenze.Schon jetzt gilt die Nordkirche als Deutschlands Urlaubskirche. Rund 850 Kilometer ist die Küstenlinie an Nord- und Ostsee lang. Rechnet man Inseln und Halligen mit, kommt man auf rund 3.000 Kilometer Küste. Dazu kommen attraktive Regionen im Binnenland wie die Mecklenburgische Seenplatte, die Holsteinische Schweiz und die Metropole Hamburg.

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Als die damalige Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter 2007 die Verhandlungen zur Nordkirche startete, forderte sie "Begegnungen auf Augenhöhe". Alle Gremien wurden gleichwertig mit Vertretern der drei Landeskirchen besetzt. Statistisch sind die Gewichte dagegen sehr ungleich verteilt: Nordelbien hat rund zwei Millionen Kirchenmitglieder, Mecklenburg 200.000 und Pommern nur 100.000.

Das Kirchenamt bleibt in Kiel

In Schleswig-Holstein sind derzeit rund 60 Prozent der Bevölkerung evangelisch, in Hamburg sind es 41 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern 18 Prozent. Anders sieht es bei den Gotteshäusern aus: Nordelbien bringt 812 Kirchen und Kapellen ein, Mecklenburg und Pommern 1.182. Statistisch heißt dies, dass sich im Westen rund 2.600 Kirchenmitglieder eine Kirche teilen, im Osten sind es nur 260.

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Dennoch werden drei der fünf Nordkirchen-Bischöfe in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten: In Greifswald hat Bischof Hans-Jürgen Abromeit (57) seinen Sitz, in Schwerin übergangsweise bis 2019 Bischof Andreas von Maltzahn (50). Auch der künftige Landesbischof, der im kommenden Jahr gewählt werden soll, wird in Schwerin residieren. In Hamburg amtiert Bischöfin Kirsten Fehrs (50), und in Schleswig der Bischofsbevollmächtigte Gothart Magaard (56). Er ersetzt vorerst den Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich (61), der Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung werden soll. Das Kirchenamt verbleibt in Kiel, nachdem Lübeck als Zentrum der Nordkirche gescheitert war.

Nach dem Festgottesdienst am Pfingstsonntag, der ab 10 Uhr live in der ARD übertragen wird, werden vor dem Dom rund 600 Tische festlich gedeckt und 5.000 Besucher mit Brot, Wurst, Käse und einem Schälchen Erdbeeren verköstigt. Sollte es regnen, setzen die Veranstalter auf Schirme und die Wetterfestigkeit der Besucher. Zur Erinnerung an das Gründungsfest der Nordkirche bekommt jede der 1.067 Gemeinden eine kleine Linde geschenkt, die am Pfingstmontag zu Hause eingepflanzt werden soll.