Kampala, Den Haag (epd). Die Opfer des ehemaligen Kommandeurs der berüchtigten ugandischen Rebellengruppe „Lords Resistance Army“ (LRA), Dominic Ongwen, sollen etwas mehr als 52 Millionen Euro Entschädigung erhalten. Wie die ugandische Zeitung „New Vision“ am Donnerstag berichtete, geht dies aus einer Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag vom Mittwoch hervor.
Fast 50.000 Ugander, darunter ehemalige Kindersoldaten und auch Kinder, die aus Vergewaltigungen und Zwangsehen hervorgegangen sind, sollen eine Entschädigung erhalten. Vorgesehen sind umgerechnet 750 Euro für jede Person, die unter den Taten Ongwens gelitten habe, so das Urteil der Richter in Den Haag. Zusätzlich soll Geld in Projekte zur Rehabilitation und zum Wiederaufbau fließen.
Während das Urteil zwar gegen Ongwen gesprochen wurde, kann dieser für die Entschädigungsleistung nicht aufkommen. Die Richter hatten daher den Treuhandfonds des Gerichts damit beauftragt. Dieser ist jedoch auf freiwillige Zahlungen seiner Mitgliedsstaaten angewiesen, weswegen nicht klar ist, wann die Zahlungen geleistet werden können und ob die volle Summe aufgebracht werden kann.
Das Urteil hatte in Uganda zu gemischten Reaktionen geführt. Nach Berichten der Zeitung „New Vision“ zeigten sich etliche Betroffene enttäuscht über die als gering empfundene Entschädigungssumme, die pro Kopf ausgezahlt werden soll. Es soll nun über die Zahlungsmodalitäten und die Abwicklung des Verfahrens beraten werden.
Die Rebellengruppe LRA war 1987 von ihrem Anführer Joseph Kony gegründet worden, mit dem Ziel, die ugandische Regierung zu stürzen und eine christlich-fundamentalistische Herrschaft zu errichten. Sie basiert auf einer eigenen Interpretation der biblischen zehn Gebote. Dabei ging die Gruppe mit extremer Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor. Bis heute gibt es Splittergruppen der LRA in der Demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik.
Dominic Ongwen war als Kind entführt und gezwungen worden, sich den Rebellen anzuschließen. Über die Jahre stieg er zum Kommandanten auf und verübte zahlreiche Verbrechen. 2021 war Ongwen zu einer 25-jährigen Haftstrafe verurteilt worden, die er in Norwegen verbüßt. Verurteilt worden war er wegen 60 Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.