Bundesanwaltschaft: Anklage gegen mutmaßliche NSU-Helferin

Bundesanwaltschaft: Anklage gegen mutmaßliche NSU-Helferin

Karlsruhe (epd). Mehr als zwölf Jahre nach dem Ende der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen eine mutmaßliche Helferin erhoben. Susann E. werde die Unterstützung der Terrorgruppe sowie Beihilfe zu einer schweren räuberischen Erpressung mit Waffen vorgeworfen, teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe mit. Die Anklage sei am 26. Februar vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden erfolgt. Die Angeklagte befinde sich auf freiem Fuß. (§ 129a Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Nr. 2, Abs. 5 StGB) sowie (§ 253 Abs. 1, §§ 255, 250 Abs. 2 Nr. 1 StGB).

Die Terrorgruppe NSU tötete zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Menschen, neun von ihnen hatten einen Migrationshintergrund. Die Terrorzelle war im November 2011 aufgeflogen, nachdem zwei Mitglieder in Eisenach tot in einem Wohnmobil gefunden wurden und ein Wohnhaus am selben Tag in Zwickau explodiert war. Beate Zschäpe, Mitglied des Terrortrios, wurde 2018 in München zu lebenslanger Haft verurteilt.

Susann E. ist den Angaben zufolge die Ehefrau von André E., gegen den die Bundesanwaltschaft 2012 vor dem Oberlandesgericht München Anklage erhoben hatte, zusammen mit Zschäpe sowie vier Unterstützern und NSU-Gehilfen. Gegen André E. verhängte das Gericht eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Das Urteil sei rechtskräftig, erklärte die Bundesanwaltschaft.

Susann E. wusste laut Bundesanwaltschaft spätestens Anfang des Jahres 2007, dass die NSU-Mitglieder unter falschen Identitäten im Untergrund lebten und zu diesem Zeitpunkt bereits rassistisch motivierte Morde sowie einige Banküberfälle begangen hatten. Ab Herbst 2008 habe sie Zschäpe mehrfach ihre Krankenkassenkarte überlassen, damit diese Arzttermine wahrnehmen konnte. „Als ihr Ehemann in der ersten Jahreshälfte 2009 für Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt unter seinem und dem Namen seiner Ehefrau zwei Bahncards beschaffte, stellte Susann E. hierfür ihre Personalien zur Verfügung“, erklärte die Bundesanwaltschaft weiter.

Schließlich habe Susann E. die beiden Vereinigungsmitglieder Zschäpe und Böhnhardt Ende Oktober 2011 zum Abholtermin für das Wohnmobil gefahren, das der NSU beim letzten Raubüberfall in Eisenach am 4. November 2011 verwendete. Nach neueren Erkenntnissen habe sich der Tatverdacht gegen Susann E. weiter erhärtet.