Frankfurt a.M. (epd). Evangelische Landeskirchen in Deutschland haben zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine an die Opfer des Kriegs erinnert. „Es kann nur Verlierer geben“, sagte die badische Landesbischöfin Heike Springhart am Donnerstag in Karlsruhe. „Als Kirchen in Deutschland stehen wir den Menschen bei, die zu uns geflohen sind - auch denen, die den Kriegsdienst verweigern.“ Springhart verurteilte „alle Verletzungen des Völkerrechts“ und forderte die Partnerkirchen in Russland dazu auf, sich dem Krieg zu widersetzen und die ukrainischen Kirchen, sich auf den Weg zur Versöhnung zu machen.
Die leitenden Geistlichen der hessischen Landeskirchen forderten langfristige Bleibeperspektiven für Kriegsflüchtlinge. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, erinnerte in Darmstadt daran, dass der Schutz für ukrainische Flüchtlinge im März 2025 auslaufen wird. „Bereits jetzt müssen Szenarien entwickelt werden, wie im Falle eines fortgesetzten Krieges der weitere Aufenthalt der Menschen geregelt und gesichert werden kann“, sagte Jung.
Nach den Worten der Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, ist damit zu rechnen, „dass viele Geflüchtete nicht bald zurückkehren werden und womöglich weitere Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu uns flüchten“. Für die Betroffenen sei dies eine extreme Belastung, und für die Gesellschaft sei dies eine Herausforderung.
Bereits am Mittwoch hatte der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl bekräftigt, es sei berechtigt, sich gegen die Aggression des russischen Regimes zu wehren. Er hob hervor, dass seit Kriegsbeginn in Kirchengemeinden Menschen sich um Kriegsflüchtlinge kümmerten. Gohl erinnerte an die Debatten der vergangenen zwei Jahre um die Rechtmäßigkeit von Waffenlieferungen an die Ukraine im Gegensatz zu einem unbedingten Pazifismus. Beide Positionen würden in der evangelischen Kirche vertreten. Es dürfe daher nicht darum gehen, eine der beiden Positionen aus dem binnenkirchlichen Diskurs auszuschließen. Diese Spannung müsse ausgehalten werden.
Am 24. Februar 2022 hatte Russland die Ukraine überfallen. Bereits 2014 annektierte es die Krim und entfachte einen bewaffneten Konflikt im Osten der Ukraine.