Berlin (epd). Wissenschaftler der Universität Hildesheim stellen an diesem Freitag ihren Abschlussbericht zu Missbrauchsfällen in der West-Berliner Jugendhilfe der 1960er und 1970er Jahre vor. Konkret geht es um das Wirken des Sozialpädagogen und Sexualwissenschaftlers Helmut Kentler sowie die Aufarbeitung der organisatorischen Verfahren und die Verantwortung des Landesjugendamtes. Im Rahmen des „Kentler-Experiments“ waren Untersuchungen zufolge jugendliche „Trebegänger“ mit dem Ziel der Resozialisierung bewusst an pädophile Pflegeväter vermittelt worden.
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wird den Abschlussbericht zum zweiten Forschungsprojekt der Universität Hildesheim zusammen mit den beteiligten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vorstellen. Der 2008 gestorbene Kentler war von 1967 bis 1976 in leitender Position am Pädagogischen Zentrum Berlin tätig, einer Senatsbehörde, und anschließend Professor für Sozialpädagogik an der Technischen Universität Hannover.
Wie es vorab hieß, rekonstruiert der Abschlussbericht ein deutschlandweites Netzwerk, in dem verschiedene Akteure aus Wissenschaft, Kinder- und Jugendhilfe sowie Verwaltung pädophile Positionen und sexualisierte Gewalt unterstützten, legitimierten und duldeten. Bereits Ende 2019 war ein Zwischenbericht vorgelegt worden. Ein erstes Aufarbeitungsprojekt hatte es bereits 2016, damals noch von der Universität Göttingen, gegeben.