München, Berlin (epd). Katholische Laien in Deutschland haben die erneute Kritik des Vatikans am Reformdialog Synodaler Weg zurückgewiesen. Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ kritisierte die „irrlichternden Botschaften des Vatikans gegen den Synodalen Weg in Deutschland“. Mit der Aufforderung „Bischöfe, lasst euch nicht ins Bockshorn jagen!“ reagierte die Bewegung am Sonntag in München auf die am Samstag bekannt gewordene Anweisung des Vatikans an die Deutsche Bischofskonferenz, die Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg zu ändern. Der Vatikan hatte offenbar gefordert, die Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung zu nehmen. Die 64 Mitglieder der Bischofskonferenz beraten von Montag an in Augsburg.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, reagierte irritiert auf die römische Intervention. „Rom hat die Deutsche Bischofskonferenz quasi per Eilpost gebeten, bei ihrer Frühjahrsvollversammlung nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen und zunächst Gespräche in Rom abzuwarten. Der Tagesordnungspunkt ist seit gestern Abend abgesetzt. Das bedeutet eine weitere Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche“, bemängelte Stetter-Karp. Stetter-Karp ist wie der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Präsidium des Synodalen Wegs.
Der Reformprozess Synodaler Weg wurde 2019 von katholischen Bischöfen und Laien als Reaktion auf die Missbrauchskrise ins Leben gerufen. Bis vergangenen März lief die erste Phase des Reformprozesses, bei der mehr als ein Dutzend Reformvorschläge erarbeitet wurden - unter anderem für mehr Gewaltenteilung, mehr Rechte für Frauen und queere Menschen in der Kirche.
Bis 2026 sollen nun weitere Reformanliegen in dem sogenannten Synodalen Ausschuss beraten werden, der auch die Aufgabe hat, eine Satzung und eine Geschäftsordnung für ein mögliches dauerhaftes synodales Gremium zu erarbeiten, in dem Bischöfe und Laien ab 2026 gemeinsam über die Zukunft der Kirche entscheiden. Der Vatikan hatte von Beginn an immer wieder interveniert und zuletzt die Gründung eines solchen dauerhaften Gremiums untersagt. Dennoch hatte der Synodale Ausschuss im November erstmals getagt und sich selbst eine Satzung gegeben, der aber ZdK und Bischofskonferenz noch zustimmen müssen.