Ombudsstelle: Zahlreiche Verbrechen trotz Feuerpausen in Kolumbien

Ombudsstelle: Zahlreiche Verbrechen trotz Feuerpausen in Kolumbien

Bogotá (epd). Trotz Feuerpausen-Vereinbarungen mit der Regierung haben bewaffnete Gruppen in Kolumbien im vergangenen Jahr Hunderte Verbrechen verübt. Die Ombudsstelle habe 236 Gewaltakte und Verstöße gegen internationales Menschenrecht registriert, erklärte Ombudsmann Carlos Camargo Assis am Montag (Ortszeit) mit. 202 davon hätten sich in der Auseinandersetzung der bewaffneten Gruppen untereinander ereignet, 34 seien Angriffe auf die Sicherheitskräfte gewesen. In allen Fällen sei die Zivilbevölkerung die Hauptleidtragende gewesen.

Kolumbiens Präsident und Ex-Guerillero Gustavo Petro versprach bei seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren, das seit den 60er-Jahren unter einem blutigen Bürgerkrieg leidende Kolumbien zu befrieden. Dazu wollte er sowohl mit Rebellen als auch mit paramilitärischen Milizen und Drogenkartellen verhandeln. Er vereinbarte Waffenruhen mit der ELN-Guerilla und der Abspaltung der aufgelösten Rebellengruppe Farc, Estado Mayor Central (EMC), ebenso wie mit dem Golf-Clan, einer kriminellen Organisation ehemaliger Paramilitärs. Diese brachen die Feuerpause jedoch bereits nach wenigen Monaten so nachhaltig, dass Petro sie aufkündigte.

Damit die Bevölkerung Vertrauen in den Fortschritt der Friedensverhandlungen habe, sei es unerlässlich, dass alle bewaffneten Gruppen die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen einstellten, alle Kinder und Jugendlichen in ihren Reihen freiließen, keine Menschen mehr entführten und die Verschleppten an die Behörden übergäben, forderte Camargo. Sie verstießen mit Entführungen, Erpressung, Vertreibungen und Morden gegen die Grundrechte der Bevölkerung.

Laut dem Bericht verübte die Splittergruppe EMC 58 Prozent der registrierten Verbrechen, gefolgt von der ELN mit 20 Prozent, dem Clan del Golfo mit acht Prozent und den Deserteuren des Friedensprozesses mit der Farc, der Segunda Marquetalia, mit sieben Prozent. Wer für die restlichen sieben Prozent der Taten verantwortlich sei, sei bisher nicht geklärt, teilte die Ombudsstelle mit.

Die Feuerpause mit der ELN verlängerten Regierung und Rebellengruppe gerade um sechs Monate. Im Januar war bereits die mit dem EMC ebenfalls um ein halbes Jahr ausgedehnt worden.