Berlin, Quito (epd). Nach neuen Gewaltausbrüchen in Gefängnissen hat Ecuador den Ausnahmezustand verhängt. Damit werde das Versammlungsrecht eingeschränkt, Polizei und Militär würden in Haftanstalten eingesetzt, heißt es in einem am Montag (Ortszeit) erlassenen Dekret. Für die kommenden zwei Monate gilt auch eine nächtliche Ausgangssperre. „Wir werden nicht mit Terroristen verhandeln und den Menschen in Ecuador den Frieden zurückbringen“, sagte Präsident Fernando Noboa in einer auf Instagram übertragenen Ansprache.
In den vergangenen Wochen gab es in dem südamerikanischen Land immer wieder heftige Revolten von verfeindeten Banden in Gefängnissen. Wärter wurden als Geiseln genommen. Noboa sagte, Militär und Polizei hätten die klare Anweisung, die Haftanstalten wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Zeiten seien vorbei, in denen wegen Drogenhandels, Auftragsmords und organisierter Kriminalität verurteilte Kriminelle der Regierung sagten, was sie zu tun habe. Der konservative Unternehmer Noboa hatte im Oktober vergangenen Jahres die Präsidentschaftswahl gewonnen.
Dem Chef der mächtigen Drogenbande „Los Choneros“, Adolfo Macías alias „Fito“, war bei einer Revolte in einem Gefängnis in der Hafenstadt Guayaquil am Sonntag die Flucht gelungen. Am Montag kam es in einer Haftanstalt im Norden der Hauptstadt Quito zu neuer Gewalt. Schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten rückten ein.
Ecuador galt noch bis vor ein paar Jahren als eines der sichersten Länder in Südamerika. Inzwischen ist das Land aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen den größten Drogenanbaugebieten Kolumbien und Peru sowie seinen Pazifikhäfen zum Hauptumschlagplatz für Kokain nach Europa geworden. Die organisierte Kriminalität, allen voran das mexikanische Sinaloa-Kartell, kämpft mit lokalen Banden um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Seit 2020 hat sich die Gewalt im Land verdreifacht. Polizei, Politik sowie Teile der Justiz sind von der organisierten Kriminalität unterwandert.