Frankfurt a.M. (epd). Rund sechs Wochen nach ihrer Indienstnahme hat das zivile Rettungsschiff „Sea-Watch5“ erstmals Menschen aus Seenot im Mittelmeer gerettet. Die Crew des Schiffs barg in zwei Einsätzen an Heiligabend insgesamt 118 Menschen, wie die Organisation „Sea-Watch“ am Montag in Berlin mitteilte. Zahlreiche der Geretteten litten an Erschöpfung, Dehydrierung und an chemischen Verbrennungen durch Öl-Meerwasser-Gemische, die sich in den Booten bildeten, hieß es weiter.
Von den 118 Menschen seien 32 Kinder und unbegleitete Minderjährige, das jüngste von ihnen drei Jahre alt. Die Geretteten würden an Bord erstversorgt. Die italienischen Behörden wiesen dem Schiff laut „Sea-Watch“ den rund 1.150 Kilometer entfernten Hafen Marina di Carrara zu.
Die erste Rettungsaktion habe sich am 24. Dezember abends in internationalen Gewässern vor Libyen ereignet: Die Crew der „Sea-Watch 5“ habe 54 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot gerettet. Unmittelbar danach habe ein Notruf das Rettungsschiff erreicht. Auf Anweisung der italienischen Seenotrettungsleitstelle MRCC Rom fuhr die „Sea-Watch 5“ zu diesem Notfall und nahm noch einmal 64 Menschen an Bord.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.678 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.
Die „Sea-Watch 5“ war am 15. November von Vinaros an der Ostküste Spaniens aus zu ihrem ersten Einsatz aufgebrochen. Sie ist das dritte Schiff von United4Rescue - einem Bündnis, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.
Das zwölf Jahre alte Schiff wurde im November 2022 getauft und anschließend umgebaut. Es ist laut der Betreiberorganisation Sea-Watch mit 58 Metern Länge größer und effizienter als die bisherigen Schiffe, zudem in einem technisch einwandfreien Zustand und unabhängig von Jahreszeit sowie Wetter einsatzbereit. Die 29-köpfige Crew kann demnach Menschen besser an Bord versorgen.