Köln (epd). Die sinkenden Temperaturen verschärfen nach Angaben des Hilfswerks Unicef die Situation der Kinder in der Ukraine. Der Kälte seien viele Familien schutzlos ausgeliefert, erklärte das Hilfswerk am Montag in Köln. Immer wieder seien zahlreiche Familien zeitweise ohne Strom, Wasser und Heizung. Betroffen seien davon besonders Gegenden nahe der Front im Osten und Süden des Landes. Das Hilfswerk rief zur weiteren Unterstützung der Kinder in der von Russland angegriffenen Ukraine auf.
Auch im dritten Kriegswinter gebe es keine Atempause für Kinder in der Ukraine, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. „Sie brauchen endlich Frieden - und die Chance auf eine Kindheit, die diesen Namen verdient.“ In der Zwischenzeit müsse alles dafür getan werden, um sie in diesem neuen Kriegswinter zu unterstützen.
Die anhaltenden Angriffe sowie Minen und Blindgänger seien eine tagtägliche Gefahr, erklärte Unicef weiter. Rund 30 Prozent des Territoriums der Ukraine könnten laut den ukrainischen Behörden mit Minen und Blindgängern verseucht sein. Auch Krankenhäuser und Kindergärten gerieten immer wieder unter Beschuss. Seit Februar 2022 sind laut Unicef rund 1.800 Kinder getötet oder verletzt worden. Die tatsächliche Zahl sei vermutlich weit höher, hieß es.
Die Erfahrungen des Krieges wirkten sich auch auf die psychische Gesundheit der Kinder aus, hieß es. Nach Schätzungen des Hilfswerks haben etwa 1,5 Millionen Kinder in der Ukraine ein hohes Risiko, an Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen zu erkranken. Zudem werde der Unterricht der Schulkinder seit Beginn der Pandemie das vierte Jahr in Folge stark beeinträchtigt. Durch die angriffsbedingten Stromausfälle drohten weitere Unterrichtsunterbrechungen.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen benötige im kommenden Jahr 580 Millionen US-Dollar für die Nothilfe für Kinder in und aus der Ukraine, erklärte das Hilfswerk. Unicef habe gemeinsam mit seinem Netzwerk an Partnern die Hilfe verstärkt, um Familien in diesem Kriegswinter zu unterstützen. So werde unter anderem mit Winterkleidung, Decken und psychosozialer Unterstützung für Kinder und Familien geholfen.