Chemnitz (epd). Mehr als fünf Jahre nach massiven Ausschreitungen in Chemnitz hat die öffentliche juristische Aufarbeitung begonnen. In einem am Montag vor dem Landgericht Chemnitz gestarteten Prozess müssen sich mehrere Männer verantworten. Den insgesamt sechs Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 51 Jahren werden Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, wie das Landgericht Chemnitz mitteilte. Einer der Angeklagten ist allerdings flüchtig, ein weiterer befindet sich nach Angaben seines Verteidigers in der Psychiatrie. Zunächst wurde die Verlesung der Anklage erwartet (4 KLs 373 Js 46/20).
Für den Nachmittag waren erste Zeugen geladen. Die mutmaßlich rechtsextremistisch motivierten Angriffe hatten sich am 1. September 2018 ereignet. Elf Menschen wurden verletzt. Augenzeugen hatten von einer „Neonazi-Hetzjagd“ berichtet. Vorausgegangen war wenige Tage zuvor ein tödlicher Messerangriff gegen einen Chemnitzer am Rande des Stadtfestes.
Zu den Ereignissen vom Spätsommer 2018 liegen beim Landgericht Chemnitz drei Verfahren mit insgesamt 27 Beschuldigten vor. Sieben Verfahren wurden zwischenzeitlich ohne Verhandlung eingestellt, zum Teil gegen Geldauflagen. Dem Gericht wird unter anderem von Nebenklägern eine schleppende Aufarbeitung der Fälle vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Herbst 2021 Anklage erhoben.
In dem am Montag beginnenden ersten Prozess sollten ursprünglich neun Angeklagte vor Gericht stehen. Zwei Beschuldigte sind demnach untergetaucht, gegen einen dritten wurde das Verfahren eingestellt. Laut Gericht sind bisher mehr als 40 Zeugen geladen.