WHO-Generaldirektor: Gesundheitssystem in Gaza bricht zusammen

WHO-Generaldirektor: Gesundheitssystem in Gaza bricht zusammen
Der Exekutivrat der Weltgesundheitsorganisation hat den ungehinderten Zugang von medizinischem Personal in den Gaza-Streifen verlangt. Patientinnen und Patienten müssten das umkämpfte Gebiet ohne Behinderung verlassen dürfen.

Genf (epd). Die Weltgesundheitsorganisation hat von den Konfliktparteien im Nahen Osten die sofortige, dauerhafte und ungehinderte Lieferung von medizinischer und humanitärer Hilfe in den umkämpften Gaza-Streifen verlangt. Auch medizinischem Personal müsse die uneingeschränkte Einreise erlaubt werden, forderte der WHO-Exekutivrat auf einer Dringlichkeitssitzung am Sonntag in Genf.

Zuvor hatte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus einen Waffenstillstand zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel verlangt. Das Gesundheitssystem des Gaza-Streifens breche zusammen, sagte er bei der Dringlichkeitssitzung.

In einer Resolution, die Afghanistan, Marokko, Katar und der Jemen eingebracht hatten, verlangt der WHO-Rat auch die Erteilung von Ausreisegenehmigungen für Patientinnen und Patienten, die außerhalb des Gazastreifens medizinisch behandelt werden müssten.

Zudem wird die starke Besorgnis angesichts der Zerstörungen des Gesundheitswesens im Gaza-Streifen durch das Bombardement der israelischen Armee geäußert. Die WHO solle alle bewaffneten Angriffe auf Mitarbeiter, Patienten, Verwundete, Kranke und Gesundheitseinrichtungen dokumentieren, hieß es.

Von den ursprünglich 36 Krankenhäusern im Gaza-Streifen sind laut WHO nur 14 noch teilweise funktionsfähig. Die beiden großen Krankenhäuser im Süden des Gebiets seien mit dem Dreifachen ihrer Bettenkapazität ausgelastet, hätten keine Vorräte mehr und beherbergten zudem Tausende Vertriebene.

Es gebe besorgniserregende Anzeichen für epidemische Krankheiten wie blutiger Durchfall, Gelbsucht und Atemwegsinfektionen. Angesichts der sich verschlechternden Lage und des nahenden Winters werde sich das Risiko voraussichtlich noch weiter erhöhen.

Nach WHO-Angaben hatten 17 Staaten die Dringlichkeitssitzung des Exekutivrates beantragt. Deutschland gehört dem WHO-Entscheidungsgremium mit 34 Sitzen derzeit nicht an. UN-Offizielle beschreiben die humanitäre Lage für die 2,3 Millionen Menschen im Gaza-Streifen nach mehr als zwei Monaten Krieg und Bombardement als „apokalyptisch“.

Die Hamas hatte Israel am 7. Oktober überfallen, etwa 1.200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln genommen. Israels Armee reagierte mit einem massiven Beschuss des Gaza-Streifens und riegelte das Gebiet ab, das die Hamas beherrscht. Die Hamas und israelische Truppen liefern sich heftige Bodenkämpfe. Tausende Menschen kamen bislang ums Leben.