Zentralrats-Präsident Schuster warnt vor Antisemitismus von links

Zentralrats-Präsident Schuster warnt vor Antisemitismus von links

Hamburg (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat vor einem zunehmend aktiveren Antisemitismus von links gewarnt. „Seit dem 7. Oktober erleben wir antisemitische Äußerungen und Aktionen verstärkt aus linken, leider auch akademischen Kreisen“, sagte Schuster der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Bedrohung aus dem rechtsextremen Lager sei nicht verschwunden, „nur haben die anderen gerade die lautere Stimme“.

Seit den Terrorangriffen der Hamas vom 7. Oktober in Israel habe sich das Leben für Jüdinnen und Juden im negativen Sinne verändert, sagte Schuster: „Das bezieht sich vor allem auf Großstädte, auf Berlin oder auf Städte in Nordrhein-Westfalen. Dort müssen Juden, die eine Kippa tragen oder einen Davidstern am Kettchen, befürchten, beleidigt oder sogar angegriffen zu werden.“

Zu schaffen mache ihm Gleichgültigkeit, fügte Schuster hinzu: „Die Hamas ruft den Tag des Zorns aus, Eltern haben Angst, ihre Kinder in jüdische Kindergärten zu schicken oder zum Sport, aber sehr vielen ist das völlig egal. Sie denken nichts. Sie sagen nichts. Der Hass auf uns berührt sie nicht. Dieses Schweigen ist bitter.“

Zur Situation seit dem 7. Oktober sagte Schuster, er sehe „tatsächlich mehr Probleme in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus der arabischen und aus der türkischen Welt“. Man dürfe den Einfluss von israelfeindlichen Auftritten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seines Lobes für die Hamas nicht unterschätzen, warnte Schuster.