Frankfurt a.M., Dubai (epd). Der Klimawandel ist nach Einschätzung der Expertin Sophie Gepp die größte Bedrohung für die Gesundheit in diesem Jahrhundert. Entschlossener Klimaschutz könne die öffentliche Gesundheit weltweit verbessern, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Centre for Planetary Health Policy“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bei der UN-Klimakonferenz in Dubai stand am Sonntag das Thema Gesundheit und Klimawandel auf der Tagesordnung. Am Samstag forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dort den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen sowie den Ausbau erneuerbarer Energien.
Scholz sagte in seiner Rede vor Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, alle müssten jetzt feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, zuallererst aus der Kohle. Konkret sprach sich der Bundeskanzler für eine Einigung auf zwei verbindliche Ziele bis zum Jahr 2030 aus: eine Verdreifachung des Ausbaus erneuerbarer Energien sowie die Verdopplung der Energieeffizienz.
Insgesamt 118 Staaten unterzeichneten nach Angaben der COP-Präsidentschaft vom Samstag eine Absichtserklärung zur Erreichung dieser Ziele, die eine weltweite Gesamtleistung aus erneuerbaren Energien von mindestens 11.000 Gigawatt bis 2030 vorsieht.
Scholz betonte, noch sei es möglich, die Emissionen innerhalb dieses Jahrzehnts so zu senken, dass das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleibe. Allen geopolitischen Spannungen zum Trotz müsse man sich dafür aber sehr beeilen.
Umweltorganisationen begrüßten das Bekenntnis zum Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle. Die Bundesregierung müsse nun bei der Klimakonferenz mit den ambitionierten Ländern bei diesem Thema vorangehen, verlangte Viviane Raddatz vom WWF. Zugleich kritisierte sie: „Während die Bundesregierung in Dubai durchaus positive Signale setzt, müssen in Deutschland erst Gerichtsurteile die Regierung zum Handeln zwingen.“
Ähnlich äußerte sich Martin Kaiser von Greenpeace: „Scholz fehlt die Konsequenz und Glaubwürdigkeit bei seiner Klimapolitik.“ Nachdem der Klima- und-Transformationsfonds und das Klimasofortprogramm der Bundesregierung gerichtlich kassiert worden seien, müsse der Kanzler die Glaubwürdigkeit Deutschlands schleunigst wiederherstellen.
Luisa Neubauer von Fridays for Future erklärte im NDR, Deutschland werde mit seinen Haushaltsproblemen und der infrage stehenden Finanzierung der eigenen Klimaschutzvorhaben international derzeit skeptisch beobachtet.
Die Gesundheitsexpertin Gepp forderte von der Weltklimakonferenz ambitionierte Entschlüsse. „Das Beste, was wir für unsere Gesundheit tun können, ist der Ausstieg aus fossilen Energien“, sagte sie. Es müsse deshalb in Dubai klar benannt werden, dass fossile Brennstoffe nicht nur umweltschädigend, sondern auch gesundheitsgefährdend seien.
Laut einer Studie der Fachzeitschrift BMJ sterben jährlich über acht Millionen Menschen aufgrund von Luftverschmutzung. Mehr als fünf Millionen dieser Todesfälle führen die Forschenden auf die Folgen der Nutzung fossiler Brennstoffe zurück. Auch klimabedingte Extremwetterereignisse haben meist schwere Folgen für die Gesundheit.
Der Klimawandel wirke sich zwar auf die Gesundheit von allen aus, treffe aber nicht alle gleich, sagte Gepp, die für die Denkfabrik „Centre for Planetary Health Policy“ die Konferenz in Dubai beobachtet. Am stärksten seien vulnerable Gruppen gefährdet, die oftmals am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben.
Papst Franziskus, der eine Reise nach Dubai aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte, erklärte am Sonntag in Rom, er verfolge aus der Ferne die COP 28-Verhandlungen mit großer Aufmerksamkeit: „Ich erneuere meinen Appell, mit konkreten politischen Veränderungen auf den Klimawandel zu reagieren.“ Am Samstag hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Dubai eine Rede des Papstes in Dubai verlesen.