Rom, Valletta (epd). Drei junge Flüchtlinge aus Westafrika sind in Malta wegen Terrorismus angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, den Öltanker „El Hiblu 1“ entführt zu haben, nachdem sie 2019 mit über 100 weiteren Geflüchteten von der Besatzung im Mittelmeer aus Seenot gerettet worden waren, wie die Zeitung „Times of Malta“ am Donnerstag berichtete. Amnesty International warf der Generalstaatsanwaltschaft vor, über viereinhalb Jahre für „die schlechteste aller Entscheidungen“ gebraucht zu haben. Bei einer Verurteilung drohen den als „El Hiblu 3“ bekannten Männern lebenslange Haftstrafen.
Die drei wurden mit 105 weiteren Geflüchteten am 26. März 2019 in Absprache mit dem europäischen Marineeinsatz Eunavfor Med vom Frachter „El Hiblu 1“ von einem Schlauchboot in Seenot gerettet. Laut Menschenrechtsorganisationen kam es auf dem Schiff zu Protesten, als die Geflüchteten merkten, dass der Frachter auf Anordnung der europäischen Behörden Kurs auf Libyen nahm, woher sie geflohen waren. Die drei Angeklagten hätten versucht, die Lage zu entschärfen und zwischen Crew und Flüchtlingen vermittelt. Schließlich brachte das Schiff mit Flagge des Inselstaats Palau sie nach Malta.
Dort wurden die drei damals 15, 16 und 19 Jahre alten Jugendlichen aus der Elfenbeinküste und Guinea festgenommen. Laut Anklage haben sie den Kapitän durch Übernahme des Schiffes und teils gewaltvoll davon abgehalten, nach Libyen zu fahren. Die drei bestreiten dies und geben an, lediglich als Übersetzer gedient zu haben, da sie Englisch sprachen.
„Es ist eine Verhöhnung der Gerechtigkeit, dass diesen jungen Männern, die als Vermittler zwischen der Besatzung und einer Gruppe in Panik geratener Asylbewerber fungierten, nun ein Prozess und möglicherweise eine lebenslange Haftstrafe drohen“, sagt Elisa De Pieri von Amnesty International. Auch die Untersuchungen kritisierte sie. So seien die jungen Männer, die damals noch Kinder waren, in Erwachseneneinrichtungen inhaftiert worden.
Laut „Times of Malta“ wurden die drei acht Monate lang in Polizeigewahrsam festgehalten und im November 2019 gegen Kaution freigelassen. Einer von Ihnen soll aus Malta geflohen sein. Werde er gefasst, würde er nach Malta ausgeliefert und wie die beiden anderen vor Gericht gestellt.