Berlin (epd). In den Schuldnerberatungsstellen der Caritas sind nach Angaben des katholischen Wohlfahrtsverbandes Schulden wegen Strom- und Heizkosten das Hauptthema. „Von 99 Prozent der Hilfesuchenden, die Bürgergeld erhalten, werden Stromschulden thematisiert. Bei 88 Prozent der Bezieher von Bürgergeld, Wohngeld oder Kinderzuschlag geht es in der Beratung um Schulden bei Heizkosten“, teilte die Caritas am Mittwoch in Berlin mit. Das ist eine erhebliche Steigerung zum Vorjahr: 2021 lagen die Vergleichswerte nach Angaben des Verbandes bei Strom bei 54 Prozent und bei den Heizkosten bei 41 Prozent.
In den 478 Beratungsstellen der Allgemeinen Sozialberatung der Caritas gaben mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden (53,5 Prozent) bei der jährlichen Stichtags-Erhebung (Stichtag: 21. September 2023) an, sie sparten an der Ernährung. 45,5 Prozent schränkten sich beim Energieverbrauch und 39,9 Prozent beim Wohnen ein. Am Stichtag wurden nach den Angaben 2.458 Fälle erfasst und ausgewertet.
Die Allgemeinen Beratungsstellen sind nach Angaben des Wohlfahrtsverbandes eine erste und oft einzige Anlaufstelle für Ratsuchende und somit „ein guter Sensor für die Nöte und Probleme, die die Menschen in Deutschland gerade haben“. Finanzielle Sorgen seien der Hauptgrund für das Aufsuchen einer Sozialberatung. Aus den Ergebnissen der diesjährigen Abfrage lasse sich ablesen: Steigende Preise für Energie verschärfen die Probleme von armutsgefährdeten Haushalten spürbar.
Wie die Caritas weiter mitteilte, verfügte rund ein Drittel der Ratsuchenden in der Allgemeinen Sozialberatung über ein eigenes Erwerbseinkommen. „Ein Arbeitsplatz schützt längst nicht immer vor existenziellen finanziellen Sorgen“, sagte Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. „Wenn die Preise für den Schulbedarf der Kinder drastisch nach oben gehen, passen Einkommen und Ausgaben plötzlich nicht mehr zusammen.“ Große Teile der Bevölkerung seien auf Hilfe und Begleitung angewiesen. Für die Caritas-Präsidentin ist das „ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung eines stabil geknüpften sozialen Netzes“.