Frankfurt a.M., Khartum (epd). Die Kämpfe im Sudan drohen sich laut Hilfsorganisationen zu einem großflächigen Bürgerkrieg auszuweiten. „Wenn man sieht, wie sich der Konflikt seit April entwickelt hat, gibt es klare Hinweise auf eine landesweite Eskalation“, sagte der Landesdirektor der Welthungerhilfe, Hashim Bilal, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um dies zu verhindern, müsse sich die internationale Gemeinschaft stärker einmischen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) prangerte Angriffe auf die Zivilbevölkerung an.
Im Sudan war Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen RSF („Rapid Support Forces“) eskaliert. Seitdem haben sich die Kämpfe auf viele Regionen des Landes ausgebreitet. Besonders stark betroffen ist Darfur im Westen des Landes, das schon seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt ist. In der Region stellten sich vor wenigen Tagen bewaffnete Rebellen an die Seite der Armee.
Laut Bilal deuten heftige Bewegungen der Truppen in den betroffenen Gebieten und neu eingerichtete Ausbildungscamps auf eine Ausweitung des Konflikts hin. Mehr als die Hälfte des nordostafrikanischen Landes sei bereits betroffen. Nur erfolgreiche Friedensgespräche könnten einen nationalen Bürgerkrieg verhindern. Bisher blieben diplomatische Bemühungen, den Konflikt beizulegen, erfolglos.
Auch das Rote Kreuz warnte vor einer Ausweitung des Krieges in mehreren Teilen des Landes. „Vor unseren Augen entwickelt sich eine verheerende humanitäre Krise“, erklärte der IKRK-Regionaldirektor für Afrika, Patrick Youssef. Angriffe auf Zivilistinnen und Zivilisten seien eines „der Hauptmerkmale dieses Krieges“. Diese Angriffe müssten beendet werden.
„Vor unseren Augen entwickelt sich eine verheerende humanitäre Krise“, warnte Youssef. Fast sieben Millionen Menschen seien auf der Flucht. In der westlichen Darfur-Region hätten die Kämpfe einen Höhepunkt erreicht. Die Militäreinsätze beeinträchtigten die Stromversorgung und damit den Krankenhausbetrieb sowie die Kommunikation nach außen.
Der Welthungerhilfe-Landesdirektor Bilal warnte ebenfalls vor Einschränkungen für Helferinnen und Helfer. Für Hilfsorganisationen werde es vor allem wegen mangelnder Sicherheit für die Mitarbeitenden immer schwieriger, die Menschen zu erreichen, berichtete Bilal. Zudem sei der Transport lebensnotwendiger Güter in die Krisengebiete wegen der Sicherheitslage oftmals eingeschränkt.
Im Sudan waren bereits vor Beginn des jüngsten Konflikts am 15. April Millionen von Menschen vom Hunger bedroht. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms haben etwa 20 Millionen Menschen - fast die Hälfte der Bevölkerung - nicht genug zu essen.