Frankfurt a.M. (epd). Nach der Rettung von knapp 130 Flüchtlingen im Mittelmeer hat Italien die „Ocean Viking“ der Hilfsorganisation SOS Méditerranée festgesetzt. Das Schiff dürfe den Hafen für 20 Tage nicht verlassen, teilte die Organisation am Donnerstag im Internetdienst X, ehemals Twitter, mit. Zudem hätten die Behörden eine Geldstrafe von 3.300 Euro verhängt. Die Besatzung hatte bei drei Einsätzen 128 Flüchtlinge und Migranten gerettet und nach Ortona gebracht.
Die Schutzsuchenden waren laut SOS Méditerranée in der libyschen Such- und Rettungszone in Seenot geraten. SOS-Méditerranée-Mitbegründerin Sophie Beau kritisierte, dass eine humanitäre Organisation für ihre lebensrettende Arbeit bestraft werde.
Die italienische Regierung geht immer wieder gegen private Seenotretter vor. Grundlage ist ein Dekret, wonach die Organisationen nach dem ersten Einsatz einen Hafen anlaufen müssen. Neben Geldstrafen und Festsetzungen weisen die Behörden den Rettungsschiffen meist sehr weit entfernte Häfen zu. Laut den Organisationen sollen sie damit an weiteren Rettungen gehindert und finanziell in Schwierigkeiten gebracht werden.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.477 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt demnach vermutlich deutlich höher.